Was ich an der Anthroposophischen Pflege so schätze? Dass sie Raum gibt für die Beziehung von Mensch zu Mensch. Das ist heute leider keine Selbstverständlichkeit. Pflege findet nur noch im Minutentakt statt – bei steigenden Patientenzahlen und sinkendem Personalschlüssel. Viele Pflegende sind ausgebrannt und sehen keinen Sinn mehr in dem, was sie tun.

Auch die Pflege in anthroposophischen Einrichtungen kämpft mit den Rahmenbedingungen, die für unser gesamtes Gesundheitswesen gelten. Trotzdem: Vieles lässt sich anders tun, wenn wir mit einer bestimmten inneren Haltung pflegen! Die Anthroposophische Pflege geht von einem erweiterten Menschenbild aus, das Körper, Geist und Seele gleichermaßen mit einbezieht und deshalb auch viele ganzheitliche Pflegemethoden einsetzt. Davon sind die Patienten ganz begeistert, weil sie sich dann tatsächlich begleitet, unterstützt und aufgehoben fühlen.

Ein einfaches Beispiel: Ein Patient, der voller Angst und Unruhe ist, kann durch ein liebevoll ausgeführtes Fußbad ein Gefühl der Geborgenheit erleben und dadurch leichter in den Schlaf finden – und hält im Übrigen die gesamte Station nicht mehr durch permanentes Klingeln auf Trab…

Olaf Dickreiter, Gesundheits- und Krankenpfleger an der Filderklinik, Experte für Anthroposophische Pflege (IFAN)