Ich steckte in einer tiefen persönlichen Krise und suchte lange Hilfe bei verschiedenen Ärzten. Als ich in einer Anthroposophischen Arztpraxis landete, war ich erstaunt, wie viel Zeit sich der Arzt für mich nahm und über was wir alles sprachen. Ich hatte das Gefühl, als würde er mir in die Seele schauen, als würde er mich wirklich kennenlernen wollen: nicht nur meine Beschwerden, sondern mich als Menschen. Er gab mir einen handgeschriebenen Zettel und dieser war für mich mehr, als mir je ein Arzt vorher gegeben hat. Das Menschliche, das hier an erster Stelle steht, hat mich sehr bewegt.

Ich muss – ich soll – ich will

Den Zettel hängte ich an meinem Spiegel und las ihn immer und immer wieder. Irgendwann hatte ich die Botschaft verstanden und verinnerlicht. Das half mir sehr auf meinem Weg der Besserung. Auf dem Zettel stand vorn:

ich muss
ich soll
ich will
ich brauche
macht

Hinten stand:
NICHTS!!!!

Ich wurde ruhiger, viel gelassener und fand darüber den Mut und die Kraft zu einer riesigen Lebensveränderung.

Zeit für Zuwendung

Nach dieser Veränderung fühlte ich mich zunächst sehr leer und alleine. Auch hier hat mir mein Arzt geholfen und mich in eine Anthroposophische Fachklinik überwiesen.

Hier gab es so viel Zuwendung für mich, dass ich es kaum aushalten konnte. Ich weinte viel, weil ich das so vorher noch nicht erlebt hatte. Es war ein wertfreier und liebevoller und umsorgender Umgang, der mich berührte. Mir wurde zugehört, ich durfte baden und ruhen und mich entspannen. Ich lernte das Heusäckchen, das ich täglich als Leber-Auflage erhielt, schnell sehr zu schätzen. Auch das Essen ließ mich stärker werden: Gesundes Essen mit der Zutat „Liebe“.

Immer bewusster wurden mir die wahren Werte des Lebens und ich konnte wieder in die Zukunft blicken und Pläne für mein neues Leben schmieden. Diese Zeit war für mich sehr intensiv und heilsam und hat mein jetziges Leben maßgeblich geprägt. Den ÄrztInnen, TherapeutInnen und Schwestern, denen ich in der Anthroposophischen Medizin begegnet bin, bin ich sehr dankbar! Mit 55 Jahren fühle ich mich wie neu geboren!

Kerstin*, 55 Jahre alt, Brüggen
(* Name geändert. Der richtige Name ist der DAMiD-Redaktion bekannt.)