Zwei Kinder, zwei unterschiedliche Geburten. Eine „normale“, eine in einem anthroposophischen Krankenhaus. Eine Mutter erzählt, wie sie den Unterschied erlebt hat...

Ich habe zwei Kinder, die ich in unterschiedlichen Krankenhäusern zur Welt gebracht habe. Zuerst kam meine Tochter in einer „normalen“ Geburtsklinik auf die Welt, mein Sohn dann einige Jahre später im anthroposophischen Gemeinschaftskrankenhaus Havelhöhe in Berlin.

Mehr Zuwendung, bitte!

Und was soll ich sagen? Es gab schon einen großen Unterschied… Die Hebammen und Ärzte in der ersten Klinik waren auch nett, es lief auch alles ganz gut, keine Komplikationen oder Dramen. Und trotzdem hatte ich irgendwie den Eindruck, dass wir da so durchgeschleust wurden. Wie ich mir die Geburt so vorstelle, was ich denke, hat eigentlich niemanden interessiert.

Es gab in der Vorbereitung zwar einen Termin bei einem Gynäkologen in der Klinik, weil sich am Ultraschall gezeigt hatte, dass meine Tochter ziemlich klein war und wohl über die Plazenta nicht so gut ernährt wurde. Und obwohl der Arzt sehr nett war, war doch alles sehr sachlich-medizinisch. Dass ich inzwischen schon ganz schön Angst hatte, dass irgendwas mit meinem Kind nicht stimmte, konnte ich gar nicht so zur Sprache bringen.

Glücklicherweise hat sich meine Tochter (kluges Kind!) dann aber schnell auf den Weg gemacht, so dass es gar keine weitere Diagnostik gab, warum sie nun so klein war. Die Betreuung unter der Geburt war okay, danach auch. Aber irgendwas hat mir gefehlt, das hab ich allerdings erst später begriffen.

Vertrauen in die eigenen Fähigkeiten

Was das war, habe ich im anthroposophischen Krankenhaus Havelhöhe gemerkt. Schon als wir das erste Mal zum Info-Elternabend in der Klinik waren, haben die Hebammen ganz anders über die Geburt gesprochen. Sie haben davon erzählt, dass Frauen unter der Geburt viel mehr können, als sie vorher wissen und dass es darum geht, Vertrauen in die eigenen Fähigkeiten und den eigenen Körper zu haben.

Das klang gut für mich. Allerdings hatte ich erstmal das Problem, dass sich mein Sohn kurz vor dem Termin immer noch nicht gedreht hatte und auch eigentlich kein Platz mehr für eine Drehung im Bauch war. Im Gespräch mit der Hebamme haben wir dann überlegt, was wir noch machen können, zumal ich mir eine natürliche Geburt gewünscht und mich vor einer Beckenendlage aber ziemlich gegruselt habe.

Ich hatte schon einen Termin zu einer „äußeren Wendung“, aber dann hat mein Sohn das Ganze (auch ein kluges Kind!) gelöst, weil er sich doch noch von selbst gedreht hat. Wie er das geschafft hat, obwohl er dafür eigentlich keinen Platz mehr hatte, bleibt wohl immer sein Geheimnis... Ich persönlich glaube, dass er sich erst dann in die richtige Position bewegt hat, als es in unserer Familie entspannter wurde, weil ich damals mit meinem Freund erst zusammengezogen bin und wir nach langer Suche doch noch eine tolle Wohnung fanden und endlich umziehen konnten.

Raum für Individualität

Was mir aufgefallen ist: In den Gesprächen mit der Hebamme in Havelhöhe ging es um mich, um meine individuelle Situation, meine Vorstellungen, auch meine Ängste. Das kannte ich vorher noch gar nicht. Und das hat sich auch so fortgesetzt, als die Geburt losging. Ich kannte die Hebamme, die die Geburt betreut hat, vorher nicht. Da springt man ja dann – beide Seiten – ziemlich ins kalte Wasser. Ich war total überrascht, wie menschlich zugewandt die ganze Situation war. Die Hebamme war sehr einfühlsam, die Ärzte auch. Und selbst als es dann irgendwann nicht mehr so recht weiterging, die Herztöne schwächer wurden und die Ärztin vorschlug, das Kind mit der Saugglocke zu holen, blieb die Atmosphäre total ruhig. Null Hektik, nur ganz liebe Worte: „Wir helfen Ihrem Kind jetzt einfach ein bisschen auf den letzten Metern…“

Zeit zum Ankommen

Und als er dann da war, war das ein wirklich besonderer Moment. Wer schon ein Kind bekommen hat, weiß, was ich meine. In Havelhöhe war dafür auch der Raum, das wahrzunehmen. Man hat uns Ruhe gegeben, das Kind wurde nicht für Untersuchungen weggenommen. Wir hatten – gefühlt – alle Zeit der Welt, um unseren Sohn anzuschauen, ihn ein bisschen kennenzulernen. Und er uns.

Und auch danach war die Betreuung unheimlich liebevoll, einfach besonders. Beim Stillen habe ich gute Unterstützung bekommen. Und als wir dann aus dem Krankenhaus nach Hause gingen, wurde mir noch ein handgeschriebener Brief meiner Hebamme mitgegeben! Ich weiß nicht, ob das in Havelhöhe Standard ist, aber ich weiß, dass ich unglaublich berührt war, dass mir die Hebamme geschrieben hat, dass ich alles ganz toll gemacht hätte und dass sie uns alles Gute wünscht! Ich hatte die Frau vorher nie gesehen und danach auch nicht mehr.

Aber in diesem ganz besonderen Moment, als wir dabei waren, eine Familie zu werden, hat sie uns einfach mit großer Zuwendung und Kompetenz begleitet. Für mich gehört das zum besonderen Konzept der Geburtshilfe in der Anthroposophischen Medizin.

Anna*, 40 Jahre, Berlin
(* Der richtige Name ist der DAMiD-Redaktion bekannt.)