Deutscher Bundestag Neues aus Medizin und Gesundheit

Das neue Jahr hat begonnen. Wir stellen wieder interessante und aktuelle Themen aus den verschiedenen Bereichen der Medizin zusammen. Im ersten Newsletter des Jahres sehen wir Fortschritte bei den Studien zur Ernährung bei rheumatoider Arthritis. Die Reformen im Gesundheitswesen lassen eine Zwischenbetrachtung zu. Ein Gutachten des Sachverständigenrates Gesundheit zeigt die Schwächen unseres Gesundheitssystems auf und lässt auf schnelle Genesung des Apparates hoffen.

Die Meldungen

» Ernährung bei Rheuma
» Gesundheitswesen im Umbruch
» Gesundheitssystem krisenfest machen

Ernährung bei Rheuma

vegetable skewer g50d23d681 1920Berlin, 30. Januar 2023. Die Frage, ob mit einer spezieller Ernährung eine Verminderung von Schmerzen zu erreichen ist, stellen sich viele von rheumatoider Arthritis (Rheuma) betroffene Patient:innen. Basierend auf dieser Frage erarbeiten immer mehr Fachgesellschaften Ernährungsempfehlungen. Ohne die medikamentöse Behandlung auszusetzen, scheint die mediterrane Kost mit ihren mehrfach ungesättigten Fettsäuren, den Polyphenolen und ihren Ballaststoffen eine antioxidativen Effekt zu erzielen. Auch ein günstiger Einfluss auf das bei Rheuma erhöhte kardiovaskuläre Risiko wird vermutet.
Die französische Gesellschaft für Rheumatologie hat nun erstmalig eine »Diätempfehlung eigens für Menschen mit Rheumaleiden veröffentlicht. Das American College of Rheumatology wird ihre „Leitlinie zu Bewegung, Rehabilitation, Diät und zusätzlichen integrativen Intervention bei Rheumatoider Arthritis“ vermutlich in diesem Frühjahr veröffentlichen.
Um schmerzfreier leben zu können, lassen Rheumapatient:innen nichts unversucht. Es wird allerdings dringend davon abgeraten, Exklusionsdiäten ohne Fachbegleitung durchzuführen. Die Ernährungswissenschaftlerin Dr. Francesca Oliviero von der Universität Padua sagt, dass sich die Ernährung nicht bei allen Menschen gleich auswirkt und man sich über die begrenzte Evidenz im Klaren sein muss. Das Beste sei also, eine körperliche und mentale Gesundheit zu halten oder aufzubauen. „Prävention ist grundlegend, manchmal besser als ein therapeutischer Ansatz“, sagt die Expertin.

Quellen:

„Rheuma ist auch was man isst", Ärztezeitung, 30. Dezember 2022: https://www.aerztezeitung.de/Medizin/Rheuma-ist-auch-was-man-isst-435294.html
„Rheumaküche à point", Ärztezeitung, 30. Dezember 2022: https://www.aerztezeitung.de/Medizin/Rheumakueche-a-point-435295.html
„Ernährung bei Rheuma: entzündungshemmend essen", NDR, 12. Februar 2022:  https://www.ndr.de/ratgeber/gesundheit/Ernaehrung-bei-Rheuma,rheuma176.html

 

Gesundheitswesen im Umbruch

bundestag 2463248 1920Berlin, 30. Januar 2023. Die Ziele des Bundesgesundheitsministeriums sind hoch gesteckt. Im Zuge der Krankenhausreform soll unter anderem endlich auch der ambulante Sektor etwas fokussiert werden. Hier soll es nun in diesem Jahr zumindest ein „kleines“ Versorgungsgesetz geben.
Bei der Vermittlung von Behandlungen und präventiver Gesundheitsversorgung sowie für „einfache“ medizinische Aufgaben (z.B: Blutdruckmessen) sollen sogenannte Gesundheitskioske zum Einsatz kommen. Dieser Idee wird von vielen mit Skepsis begegnet. Der Gesundheitsökonom Professor Jonas Schreyögg hingegen ist ein Befürworter der Kioske und erläuterte in einem Interview die Vorteile: Bekäme ein:e Patient:in beispielsweise eine Diabetes-Diagnose, sei in der Sprechstunde möglicherweise nicht genügend Zeit, um alle Fragen zur Krankheit und zum Umgang mit ihr zu beantworten. Die behandelnde Ärztin hat nun die Möglichkeit, die Patientin/den Patienten an den Gesundheitskiosk zu überweisen. Dort könnten dann sowohl die Krankheit, als auch die empfohlenen Therapiemöglichkeiten erklärt werden.

Auch der Öffentliche Gesundheitsdienst (ÖGD) steht im Fokus der Agenda. Die Coronapandemie zeigte auf, dass die knapp 400 Gesundheitsämter defizitär ausgestattet sind: zu wenig Personal, zu geringe Löhne, stockende Digitalisierung. Als populäres Beispiel steht hier die antiquierte Art der Übertragung der gemeldeten Infektionszahlen zu Beginn der Pandemie, die teils händisch erfolgte.
Der im September 2020 geschlossene „Pakt für den öffentlichen Gesundheitsdienst“ soll daher nun zügig weiterentwickelt werden. Bis 2026 sollen dann unter anderem 5000 neue Stellen im ÖGD geschaffen werden. Weiterhin ist der Aufbau eines Instituts für öffentliche Gesundheit angekündigt. Dieses hätte die Aufgabe, die Vernetzung und Gesundheitskommunikation zu gewährleisten.
Die geplante Krankenhausreform soll als Gesetzentwurf bis zur Sommerpause 2023 vorliegen. Die Bund-Länder-Gruppe, bestehend aus den Regierungsfraktionen und den Gesundheitsminister:innen des Bundes und der Länder, wird dazu monatlich tagen. Die Initiative „Krankenhaus statt Fabrik“ gibt zu bedenken, dass es in den letzten Jahren eine grobe Fehlentwicklung im Gesundheitsbereich durch das Fallpauschalensystem gegeben hat. Die Initiative begrüßt das Umdenken der Bundesregierung, weist aber auch darauf hin, dass nicht nur die Abschaffung des Systems, sondern auch die bedarfsgerechte Finanzierung sichergestellt sein muss. Darüber hinaus sei ein Gewinnverbot für Krankenhäuser von Nöten. Das Konzept zur Kostendeckung liefert die Initiative mit.

Die weiteren Punkte der Agenda des BMG (Bundesgesundheitsministeriums), weiterführende Informationen zu der Initiative „Krankenhaus statt Fabrik“ und das komplette Interview mit Professor Jonas Schreyögg finden Sie hier:

"Lauterbachs lange Agenda für 2023“, Ärztezeitung, 16. Januar 2023
"Gesundheitsökonom Schreyögg: Gesundheitskiosk nimmt Ärzten keine Arbeit weg“, Ärztezeitung, 03. Januar 2023
"Zeitplan für Krankenhausreform liegt vor“, Deutsches Ärzteblatt, 19. Januar 2023
"Die Fallpauschalen überwinden - aber richtig!“, Verein Demokratischer Ärzt*innen, 05. Dezember 2022

 

Gesundheitssystem krisenfest machen

family gc3d5095ee 1920Der Sachverständigenrat Gesundheit & Pflege beschäftigt sich in seinem aktuellen Gutachten mit der Resilienz des Gesundheitssystems und kommt zu dem Schluss, dass dieses für Krisen nach wie vor nicht gut gewappnet ist. Der Vorsitzende des Sachverständigenrats (SVR) Prof. Dr. med. Ferdinand Gerlach sieht eine Reihe von Problemen, für die im aktuellen Gutachten Lösungsansätze aufgezeigt werden. Gerlach kommt zu dem Schluss, dass das Gesundheitssystem künftigen Krisen besser standhalten könne, ja sogar gestärkt aus solchen hervorgehen würde, wenn geeignete Maßnahmen konsequent und überprüfbar eingeführt, angewendet und geübt werden würden.  Auf der Homepage des SVR-Gesundheit ist das komplette Gutachten mit weiteren Unterlagen sowie einem Mitschnitt der Pressekonferenz verfügbar.

zur Homepage des SVR