Illustration Frau mit Maske

Herbsttagung der anthroposophischen ÄrztInnen setzt auf die Kraft der Mitte

Berlin, 2. Dezember 2020. Abstand halten war wohl das Gebot dieses Jahres. Trotzdem sind Begegnung und Nähe wichtige Voraussetzungen für Gesundheit. Wie wir mit diesen (und weiteren) aktuellen Grenzziehungen in der Medizin umgehen können, stand im Zentrum der Herbsttagung (20. bis 22. November 20202) der Gesellschaft Anthroposophischer Ärzte in Deutschland (GAÄD). Die Tagung wurde in Zusammenarbeit mit dem Bund der Freien Waldorfschulen durchgeführt – und wurde trotz digitaler Distanz zu einer Veranstaltung, die viele berührt und bewegt hat: Über 1.000 TeilnehmerInnen haben insgesamt an den drei Tagen teilgenommen.

Weiter Bogen gespannt

Während der Tagung haben sich 30 ReferentInnen und viele TeilnehmerInnen in zahlreichen Vorträgen, Foren und Diskussionsrunden eingebracht. Unter dem Tagungs-Titel „Grenzerfahrungen: Grenzen entwickeln, Grenzen erleben, Grenzen erweitern“ wurde ein großer Bogen von der leiblichen Entwicklung der Körpergrenzen in der Immunologie, über Grenzerlebnisse mit Berührung, der Begegnung mit anderen bis hin zu den gleichzeitig begrenzenden und erweiternden Erfahrungen im Alter und der Schwelle zum Tod gespannt.

Die Tagung, zu der explizit nicht nur ÄrztInnen und andere Gesundheitsberufe, sondern auch interessierte Pädagoginnen und Eltern eingeladen waren, war in drei Blöcke aufgeteilt. Im ersten Block ging es vor allem um Fragen aus der Kinderheilkunde: Wie erwirbt das Kind seine immunologische Kompetenz in der Auseinandersetzung mit der Außenwelt? In verschiedenen Beiträgen erläuterten anthroposophisch orientierte KinderärztInnen, wie es zu überschießenden Reaktionen des Immunsystems bei Asthma oder Neurodermitis kommt. Im zweiten Block ging es vor allem um die Frage, welche Grenzerfahrungen wir mit Covid-19 verbinden und welche medizinischen Forderungen sich daraus ergeben. Im dritten Block gab es berührende Beiträge über Altern heute und die Frage nach der Würde am Lebensende.

Neue Perspektiven für die Medizin

Wie ein roter Faden zog sich durch die Beiträge die Perspektive, dass wir für viele Herausforderungen in der Medizin neue Perspektiven brauchen. Das bedeutet auch, sich Polarisierungen immer wieder entgegenzustellen und aus der Kraft der Mitte heraus Veränderung anzustoßen. Auch um den Faktor Menschlichkeit ging es in fast allen Beiträgen. Berührung und Beziehung sind elementare Voraussetzungen für Gesundheit. Prof. Dr. Harald Matthes brachte es auf den Punkt: „Für die Bereitstellung von neuen Intensivbetten und Beatmungsgeräten für Covid-19-PatientInnen werden Millionen ausgegeben – jedoch kein Cent mehr für die Pflegekräfte, die diese PatientInnen versorgen sollen und die nicht erst seit heute händeringend überall gesucht werden.“

Mehr erfahren?

Mitte Dezember werden die Vorträge in Mediathek der GAÄD zur Verfügung stehen. Interessierte, die nicht am Livestream teilnehmen konnten, können die gewünschten Inhalte in der Mediathek nachträglich buchen und herunterladen. » zur GAÄD-Mediathek