Außenansicht Werkgemeinschaft Schloss Hamborn

Das ehemalige Altenwerk Schloss Hamborn wurde in kürzester Zeit zur Unterkunft für 98 Geflüchtete aus der Ukraine hergerichtet

Berlin, 5. April 2022. Angesichts des Krieges in der Ukraine zeigt die internationale Gemeinschaft große Hilfsbereitschaft. Auch in der anthroposophisch orientierten Werkgemeinschaft Schloss Hamborn wird ganz pragmatisch geholfen. Dort haben inzwischen 98 Menschen Unterkunft, Schutz und Hilfe gefunden.

Gerd Boegeholz webWie es dazu kam und wie es den geflüchteten Menschen in Schloss Hamborn nun geht, hat uns Gerd Bögeholz, Vorstandsmitglied der » Rudolf Steiner Werkgemeinschaft Schloss Hamborn e.V., im Interview erzählt:

DAMiD: Wie kam es zu Ihrem Angebot an die Gemeinde Borchen, das leerstehende, ehemalige Altenwerk als Unterkunft für die Ukraine-Flüchtlinge nutzbar zu machen?

Gerd Bögeholz: Wir haben im Vorstand der Rudolf Steiner Werkgemeinschaft Schloss Hamborn sehr schnell beschlossen, der Gemeinde anzubieten, Geflüchtete aus der Ukraine in den beiden leerstehenden Etagen des ehemaligen Altenwerks unterzubringen. Inzwischen sind 98 Menschen aus der Ukraine bei uns, überwiegend Frauen, Kinder und ältere Menschen – damit ist nun unsere Kapazitätsgrenze erreicht. Die schnelle Unterbringung bei uns war nur möglich, weil wir durch zahlreiche Spenden aus der Region und durch den unermüdlichen Einsatz vieler Freiwilliger unterstützt worden sind. Der Bürgermeister der Gemeinde Borchen Uwe Gockel war begeistert, denn ohne dieses Engagement hätte die Gemeinde keine – oder zumindest nicht so schnell – entsprechende Räume herrichten können: Während an der einen Ecke im Gebäude noch grundgereinigt wurde, wurden an der anderen bereits Zimmer eingerichtet.

DAMiD: Wie kamen so schnell so viele Spenden zusammen?

Gerd Bögeholz: Mischka Kaiser, einer unserer Mitarbeiter der Kinder- und Jugendhilfe Schloss Hamborn, startete einen Aufruf bei Facebook und erreichte damit viele Menschen und Firmen, die innerhalb kürzester Zeit alles Notwendige spendeten – von Betten, Matratzen und Schränken über Bettwäsche bis hin zu Spielzeug. Wir erleben eine immense Hilfsbereitschaft – das beeindruckt uns sehr. Die Bürger:innen sind froh, dass sie etwas tun können. „Wir müssen doch was tun“ haben wir oft von den Helfer:innen vor Ort gehört.

DAMiD: Wie erleben Sie die Stimmung unter den Geflüchteten?

Gerd Bögeholz: Insgesamt ist die Atmosphäre positiv. Alle sind froh, dass sie jetzt angekommen sind. Es ist eine große Dankbarkeit unter unseren Gästen zu spüren. Sie bieten immer wieder ihre Hilfe an und wollen mit anpacken.

DAMiD: Wie viele Kinder sind derzeit in Schloss Hamborn untergebracht?

Gerd Bögeholz: Bislang sind es 30 schulpflichtige Kinder und 10 Kita-Kinder und Babys sowie zwei schwangere Frauen. Die Gemeinde stimmt u.a. mit den Schulleitungen ab, wie die Kinder integriert werden können.

DAMiD: Was ist den Menschen derzeit am wichtigsten?

Gerd Bögeholz: Informationen aus der Heimat. Wir haben deshalb am ersten Tag sechs Access-Points eingerichtet. Das W-LAN steht allen zur Verfügung.

DAMiD: Hat sich Ihr Bedarf an Unterstützung mittlerweile geändert?

Gerd Bögeholz: Ja, ganz klar. Der Bedarf an Sachspenden ist vorerst gedeckt. Wenn uns jemand unterstützen will, sind jetzt Geldspenden sinnvoll. Die können wir bedarfsorientiert einsetzen. Tatsächlich geht es jetzt vorrangig um die Integration der Menschen in Schulen, Kindergärten und in das Arbeitsleben.

DAMiD: Was wäre in der jetzigen Situation besonders hilfreich?

Gerd Bögeholz: Die Gemeinde Borchen braucht momentan vor allem Dolmetscher. Wer Wohnraum für die Geflüchteten zur Verfügung stellen kann, wendet sich am besten an die entsprechende Stabsstelle bei der Gemeinde. Zusätzlich werden dringend pensionierte Lehrer:innen, die die Sprache vermitteln können, gesucht. Auch Erzieher:innen dürfen sich bitte melden.

Wollen Sie helfen?

Mehr Informationen bekommen Sie bei der » Schloss Hamborn Rudolf Steiner Werkgemeinschaft e.V.
Dort gibt es auch Informationen zum Spendenkonto der Werkgemeinschaft!