In Beziehung gehen — Sinnes- und Autismus- Spektrum-Störungen in der Kindheit
Was ist der Sinn Ihres Lebens? Vielleicht halten Sie tatsächlich einmal kurz (oder länger) inne und fragen sich diese zentrale Frage. Möglicherweise – so anstrengend diese Überlegung auch ist – sollte man sich diese Kernfrage in gewissen Abständen immer wieder neu stellen, um die innere Kompassnadel jeweils zu adjustieren. Hat man sich die Frage im klassischen Sinn gestellt und dabei nach der »Bedeutung« oder der »Intention« gefragt, so kann man sie ein zweites Mal stellen, diesmal jedoch den Fokus auf ein Sinnesorgan lenken im Sinne von: Mit Blick auf die verschiedenen Sinne, die mir zur Verfügung stehen, welcher Sinn ist mir am wichtigsten, was ist der Sinn meines Lebens? Lebe ich vor allem im Seh-Sinn oder im Hör-Sinn oder in welchem Sinn? Auf welchen Sinn würde ich am wenigsten verzichten wollen? Wie wäre ein Leben ohne diesen spezifischen Sinn, wie ganz ohne Sinne, welchen Sinn haben unsere Sinne? Mit Hilfe unserer Sinne können wir wahrnehmen, also wahr-nehmen. Damit sind die Sinne u. a. Tore und Fenster unserer Seele, die eine Beziehung ermöglichen mit der eigenen Leiblichkeit, mit dem Äußeren der Außenwelt und – je nach Sinn – mit der Innenwelt unserer Außenwelt, einer meta-physischen Welt. Ist ein möglicher Sinn des Lebens: Weiterentwicklung im Dialog (Dia-Logos)?
Was nun, wenn die Tore der Seele entweder viel zu stark oder zu wenig wahrnehmen, dem Wahrgenommen keine richtige Bedeutung gegeben werden kann, stereotype Verhaltensweisen einen Beziehungsaufbau erschweren, die Seele wie verschlossen wirkt und sich alle Kompassnadeln auf ein abgeschlossenes und wie abgekapseltes Selbst zu richten scheinen? Ist der Autismus eine Folge von Sinnesstörungen oder sind Störungen der Sinne Folge eines Autismus? Man geht davon aus, dass 2 von 1000 Kindern einen frühkindlichen Autismus haben bzw. von 1 – 3 von 1000 Kindern einen Asperger-Autismus. Jungen sind insgesamt häufiger betroffen als Mädchen. Welche Ursachen stecken hinter Autismus-Spektrum-Störungen, welche hinter einer Korrumpierung, Funktionseinschränkung oder einem Versagen von Sinnesorganen? Welche Sinnesstörungen haben Kinder- und Jugendliche heute? Wie können wir helfen, wenn Kinder und Jugendliche keinen Lebens-Sinn mehr verspüren? Welchen Sinn können wir in unseren Beziehungen neu entdecken?
Wir laden Sie herzlich zu einer Tagung ein, bei der diese Fragen von verschiedenen Perspektiven vertiefend gestellt und interprofessionell bearbeitet werden. Dabei wird es um Autismus-Spektrum-Störungen gehen, um die Haut als Sinnesorgan, den Einfluss rhythmischer Störungen auf die Sinnesentwicklung sowie die ganzheitliche Therapie von Hals-, Nasen- und Ohrenerkrankungen oder darum, wie Kinder lernen, ihre Sinneswahrnehmungen sinnvoll zu integrieren (Sinn der Sinne). Ergänzend dazu wird die Bedeutung von Beziehungen im Vordergrund stehen, so z. B. diejenige zwischen Arzt, Eltern und Therapeuten mit dem Kind im Zentrum, zwischen der schwangeren Mutter und ihrem ungeborenen Kind oder PädagogInnen und dem Kind im Vorschulalter. Schließlich werden Heilmittel aus den drei Naturreichen vorgestellt (Edelsteine, Rose, Organpräparate) sowie künstlerische Therapien (Plastizieren) als auch die Heileurythmie als vielfältige Elemente einer ganzheitlichen, anthroposophischen Therapie. Besonders freuen wir uns auf musikalische Beiträge während der Tagung. Der Pianist Demian Martin wird sowohl während der Tagung durch Improvisationen am Flügel gehörte und besprochene Inhalte akustisch metamorphosiert erklingen lassen als auch im Rahmen eines Abendkonzerts musikalisch mit dem Auditorium in Beziehung gehen.
Sollten Sie am Sonntag nach Abschluss des Seminars das Gefühl haben, dass es sinnvoll war teilzunehmen, werden für uns alle Vorbereitungen Sinn gemacht haben.
