Der Winter steht vor der Tür und mit ihr die Weihnachtszeit. Und auch die Zeit der Mistel. Jetzt, wo die Bäume ihre Blätter abgeworfen haben, wird die Mistel als große, grüne Kugel in kahlen Baumwipfeln sichtbar. Für viele ist es Tradition, zu Weihnachten einen Mistelzweig aufzuhängen und sich darunter zu küssen – denn das soll das große Liebesglück bringen. In der Mistel steckt aber viel mehr.
Besondere Eigenschaften der Mistel
„Um die Mistel in der Natur zu finden, müssen wir immer den Blick heben. Statt fest mit der Erde verwurzelt zu sein, wächst sie auf Bäumen und saugt sich mit einem Senker förmlich an die Rinde“, erklärt Birgit Emde, Apothekerin für Anthroposophische Pharmazie. Über diesen Senker verbindet sich die Pflanze mit dem Baum und bezieht über diesen ihre Nahrung. Es dauert einige Jahre bis aus einem Mistelembryo (in eine Beere sind keine Samen, sondern eben dieser Embryo) eine Pflanze mit ersten Blüten gewachsen ist. Überhaupt die ist die Mistel eine besondere Pflanze: „Das Phänomen, ganz unabhängig vom Einfall des Lichtes und der Sonne zu sein, ist ein besonderes Merkmal dieser Pflanze, die ihre eigene Mitte gebildet hat und unabhängig von der Anziehungskraft der Erde wächst. Auch dem Lauf der Jahreszeiten folgt sie mit eigenen Gesetzen. Sie blüht und fruchtet im Winter und zu Weihnachten tragen die Mistelbüsche überall die charakteristischen weißen Beeren“, so Birgit Emde weiter.
Die Pflanze hat Eigenschaften, die in der Medizin angewendet werden können. Die Pharmazeutin weiß: „Medizinisch sind die Inhaltsstoffe interessant, die von der Mistel gebildet werden. Lektine werden im Zentrum der Pflanze gebildet und sie ähneln dem Gift des Rizinus. Eher in der Peripherie der Pflanze findet man Viscotoxine, die an das Gift einer Kobra erinnern.“
Einsatz der Mistel in der Medizin
Es sind unter anderem diese Lektine und Viscotoxine, die den Einsatz der Mistel in der Integrativen Onkologie begründen. Den Einsatz der Mistel in der Krebstherapie regte Rudolf Steiner an. Seine Gedanken dazu griff die Ärztin Dr. Ita Wegman auf und erarbeitete gemeinsam einem Apotheker ein injizierbares Präparat, das ab 1917 angewendet wurde.
Dabei wird die Mistel nicht statt Chemotherapie, Bestrahlung oder Operation eingesetzt, sondern ergänzend dazu. Studien zeigen heute, dass die intravenöse Gabe der Mistel die Lebensqualität von Krebspatient:innen positiv beeinflussen kann: Mit Mistel behandelte Krebspatienten fühlen sich insgesamt besser und leistungsfähiger, haben mehr Appetit, schlafen besser und sind weniger infektanfällig. Auch die typischen Nebenwirkungen einer Chemo- oder Strahlentherapie wie Übelkeit oder Fatigue (Müdigkeit) gehen laut Studie bei Anwender:innen zurück.
Umfassende Informationen über die Mistel und ihre Anwendung finden Sie auf » www.mistel-therapie.de.
Mehr zur Anthroposophischen Pharmazie gibt es über die » Gesellschaft Anthroposophische Pharmazie in Deutschland.
Das Bild dürfen wir verwenden mit freundlicher Erlaubnis vom Fotografen Michael Emde.