Ich bin in einer anthroposophischen Familie in der DDR aufgewachsen. Dort, in Magdeburg, habe ich in der Uniklinik von 1987-1990 meine Pflegeausbildung absolviert. Schon da merkte ich: Die Pflege ist ein wunderbarer Beruf, denn ich begegne den Menschen unmittelbar, also von Mitte zu Mitte, und das, egal in welchem politischen System ich lebe. Mit meiner inneren Gewissheit einer nachtodlichen Realität konnte ich, damals 17-jährig, dem krebskranken älteren Genossen liebevoll und furchtlos begegnen und ihm so etwas von seiner Todesangst nehmen.
Später lernte ich die menschenkundliche und ganz praktische Erweiterung der Pflege durch die Anthroposophie. Plötzlich begann jeder kleine pflegerische Handgriff sinnvoll und dadurch wirksamer zu werden. Das „Wie“ unserer Pflegetätigkeit erhält eine Ordnung und wird gezielt anwendbar.
Dazu kommen die Äußeren Anwendungen, allen voran die Rhythmischen Einreibungen nach Wegman/Hauschka, die wie ein Urbild für jede pflegerische Begegnung sind. „Was mir hier so guttat, war die pflegerische Berührung, waren die Rhythmischen Einreibungen. Ich fühlte mich richtig aufblühen“, sagte eine 29-jährige Patientin mit Cervixkarzinom über die Zeit nach der zweiten großen Unterleibsoperation auf der Intensivstation. Ein Mensch, der kaum noch Lebenskräfte zur Verfügung hatte, sich erschöpft und von Schmerzen gepeinigt fühlte, eine ungünstige Lebensprognose erhielt und mit vielen Schläuchen an das Pflegebett gebunden war. Was drückte diese Frau aus? Waren es die Lebenskräfte, welche durch die atmenden sanften Berührungen angeregt wurden? Oder der Duft des Öls? Oder die Menschenwürde, die sich an der Art der Begegnung in dieser schwierigen Situation aufrichten konnte?
Die anthroposophische Pflege berührt sehr konkret auf verschiedenen Ebenen des Menschseins. Das macht sie so besonders.
Pflege geschieht ständig, täglich, rund um die Uhr. Darum benötigt sie ein Team. Dieses hat sich vor acht Jahren in Dresden gefunden, als fünf selbstständige Frauen den ambulanten Pflegedienst » Pflegeimpuls Dresden gGmbH gegründet haben. Inzwischen sind wir vier Geschäftsführerinnen und acht angestellte Mitarbeiter:innen und radeln auf E-Bikes zu den Patient:innen.
Anthroposophisch heißt dabei auch, achtsam zu sein gegenüber den Patientinnen und Patienten – gegenüber den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern – und gegenüber der Natur.
Michaela Schnur, Gesundheits- und Krankheitspflegerin, Expertin für Anthroposophische Pflege, Ausbilderin für Rythmische Einreibung nach Wegman/ Hauschka, Öldispersionsbadetherapeutin, Co-Geschäftsführerin in der "Pflegeimpuls Dresden gGmbH"
Die Geschäftsführerinnen vom Pflegeimpuls Dresden: Michaela Schnur, Lisa Schmidt, Franziska Meinel, Yvonne Schiffmann (v.l.n.r.)
Wer mehr über den Pflegedienst erfahren möchte, dem sei » dieser Bericht des mdr empfohlen.