Warum gibt es in anthroposophischen Kliniken so wenige Kaiserschnitte? "Weil wir Geburtshelfer alles dafür tun, um die natürliche Geburt zu fördern", erklärt Dr. med. Hauke Schütt, Leitender Arzt der Gebursthilfe an der anthroposophischen Filderklinik:
Ein Kaiserschnitt ist immer ein massiver Eingriff in den natürlichen Geburts- und Schwangerschaftsverlauf. Trotzdem wird eine Sectio heute oft fast standardmäßig gemacht. Dabei zeigen Studien ganz deutlich, dass das Risiko für allergische Erkrankungen, entzündliche Darmerkrankungen, Infektanfälligkeit oder plötzlicher Kindstod bei Kaiserschnitt-Kindern noch Jahre später erhöht ist.
Deshalb setzen wir in der Anthroposophischen Medizin anders an: Die allermeisten Geburten lassen sich natürlich begleiten. Für mich ist eine niedrige Sectio-Rate ein Qualitätsindikator. In der Filderklinik liegt unsere Rate an Kaiserschnitten bei 14,2 (2016) Prozent – der bundesweite Durchschnitt liegt bei über 30 Prozent.
Stress und Angst vermeiden
Wir wissen, dass Angst und Stress die größten Feinde einer natürlichen Geburt sind. Deshalb ist es unsere Aufgabe, die Frauen unter der Geburt so gut zu unterstützen, dass sie wieder Vertrauen in die eigene Kraft entwickeln. Denn obwohl es noch nie so viele Vorsorgeuntersuchungen gab, sind heute viele schwangere Frauen völlig verunsichert. Ständig werden normale Vorgänge in der Schwangerschaft zu Risiken erklärt, die keine sind. Das ist bei uns anders: Wir vermitteln den Frauen, dass eine Geburt etwas ganz Normales ist – und kein hochgradiges Risiko für Leib und Leben. Dem setzen wir Ruhe, Zuversicht und Gelassenheit entgegen.