Historie
Anthroposophische Medizin bedeutet 100 Jahre Brücken bauen, 100 Jahre Fortschritt, 100 Jahre neu denken... Reisen Sie mit uns durch ein Jahrhundert voller Meilensteine und entdecken Sie in dieser Zeitgeschichte, wie vielfältig 100 Jahre sein können!
Forschung
in der Praxis
Arzneimittel
Rudolf Steiner stellt erste Anregungen für eine ganzheitliche Medizin vor
In einem Vortragszyklus, der zu Ostern 1920 stattfindet, stellt der Naturwissenschaftler und Philosoph Rudolf Steiner vor jungen Ärzten das erste Mal seine Ideen und Anregungen für eine neue, moderne, integrative Medizin vor – die Geburtsstunde der Anthroposophischen Medizin! Später arbeitet Rudolf Steiner diese Impulse zusammen mit der niederländischen Ärztin Ita Wegman zu einem medizinisch-therapeutischen Gesamtkonzept aus. Die Grundlage ist eine ganzheitliche Betrachtung des Menschen – und die klare Auffassung von Rudolf Steiner: Es geht nicht gegen die Schulmedizin, sondern nur mit ihr!
Entwicklung neuer Pflege- und Therapieformen
Heilung durch Berührung: In der Klinik Ita Wegmans in Arlesheim werden in Zusammenarbeit mit Margarethe Hauschka auch die Ansätze zu neuen therapeutischen Berührungsformen entwickelt, die sowohl in der Pflege, als ganzheitliche Methode zum Substanzauftrag, sowie in der Therapie, als eigenständige Massageform, eingesetzt werden. Nach über zwei Jahrzehnten der intensiven Forschung und Entwicklung entstehen daraus die heute bekannten Rhythmischen Einreibungen nach Wegman / Hauschka sowie die Rhythmische Massage nach Dr. Ita Wegman. Die Rhythmische Massage ist heute eine bewährte Therapieform in der Anthroposophischen Medizin und wird bei den unterschiedlichsten Krankheitsbildern eingesetzt. Durch die spezifischen Rhythmen und besonderen Griffqualitäten wirkt sie zugleich anregend und beruhigend, aktivierend und entschleunigend, umhüllend und lösend.
In Bewegung kommen - die Heileurythmie wird entwickelt
Die Heileurythmie (auch Eurythmie-Therapie genannt) gehört zu den Therapiemethoden der Anthroposophischen Medizin, die von Rudolf Steiner ab 1921 entwickelt wurden. Ziel ist es, den Menschen durch Bewegung und Begegnung ganzheitlich zu begleiten und die körpereigenen Ressourcen, die jeder Mensch hat, zu unterstützen. So können PatientInnen wieder zu sich selbst finden und ein neues seelisches Gleichgewicht entwickeln. Als Bewegungstherapie wird die Heileurythmie bis heute sehr vielfältig eingesetzt: Bei akuten, chronischen und degenerativen Erkrankungen sowie zur Prävention, der allgemeinen Stärkung der Lebenskräfte und in der medizinischen Nachsorge. Inzwischen wird Heileurythmie auch zunehmend erforscht und wissenschaftlich dokumentiert.
Ita Wegman gründet die erste anthroposophische Klinik
Ita Wegman (1876 - 1943) war eine ganz besondere Frau und ihrer Zeit weit voraus: Als eine der ersten Frauen kann sie Medizin studieren. Sie nutzt die Chance und wird eine mutige und weltoffene Ärztin. 1921 gründet sie in der Schweiz die erste anthroposophische Klinik, die später zur Ita Wegman Klinik (und noch später zur Klinik Arlesheim wird), um die gemeinsam mit Rudolf Steiner entwickelten Ansätze zu einer ganzheitlichen Medizin im Krankenhaus umzusetzen. Seitdem sind viele weitere anthroposophische Akut-, Fach-, und Rehakliniken entstanden, um die Patientinnen und Patienten integrativ zu versorgen.
Erste anthroposophische Arzneimittel werden hergestellt
Die Entwicklung der ersten anthroposophischen Arzneimittel geht auf das Engagement des Chemikers Dr. Oskar Schmiedel zurück. Schmiedel hatte schon 1912 / 1913 angefangen, zu verschiedenen Heilmitteln zu forschen. In den Folgejahren setzt er sich mit den Anregungen von Rudolf Steiner und Ita Wegman auseinander, um aus diesen Angaben neue Rezepturen und Herstellungsprozesse für ganzheitlich ausgerichtete Arzneimittel zu entwickeln. 1921 überträgt Schmiedel die Ergebnisse in die pharmazeutische Praxis und beginnt, die ersten anthroposophischen Arzneimittel herzustellen, so dass 1921 eine erste “offizielle” Heilmittelliste mit 46 Präparaten entsteht. Auch das erste Mistelpräparat wird in Zusammenarbeit von Schmiedel und Wegman entwickelt und hergestellt. Die Misteltherapie ist heute das am besten erforschte und bekannteste komplementärmedizinische Arzneimittel bei Krebs.
Gründung der WELEDA AG
Angefangen hat alles mit einem Krankenhaus und einem pharmazeutischen Labor - gegründet von einer niederländischen Ärztin, einem österreichischen Philosophen und einem Apotheker aus München: 1921 eröffnet die Ärztin Ita Wegman in der Schweiz das erste Anthroposophische Krankenhaus. Der österreichische Chemiker Oskar Schmiedel hatte bereits in früheren Jahren mit ihr und Rudolf Steiner zusammengearbeitet und übernimmt 1921 das Versuchslabor zuerst am Goetheanum, später in Arlesheim. Damit beginnt die Geschichte der Weleda, die ab 1928 auch so heißt. Die Weleda AG ist heute weltweit führender Hersteller von ganzheitlicher Naturkosmetik und anthroposophischen Arzneimitteln.
Die Medizinische Sektion wird am Goetheanum gegründet
Ende 1923 gründet Rudolf Steiner die Freie Hochschule für Geisteswissenschaft, die zunächst in eine Allgemeine Anthroposophische Sektion und in sechs Fachsektionen gegliedert ist. Leiterin der Medizinischen Sektion ist Ita Wegman, die zusammen mit Rudolf Steiner die Anthroposophische Medizin begründet hat. Aufgabe der Medizinischen Sektion ist es vor allem, den spirituellen Aspekt von Gesundheit und Krankheit zu erarbeiten, und die Ergebnisse in die aktuelle wissenschaftliche Medizin und Praxis zu integrieren. Heute besteht die Medizinische Sektion aus einem weltumspannenden und interdisziplinären Netzwerk, das sich dafür einsetzt, die verschiedenen Berufsfelder, auch unter Einbeziehung von geistigen, ökonomisch-sozialen und politischen Impulsen, weiterzuentwickeln.
Rudolf Steiner bietet für Medizinstudenten und junge Ärzte die „Jungmedizinerkurse“ an
Die anthroposophische Heilpädagogik entsteht
Im Jahr 1924 werden die Grundlagen für die anthroposophisch orientierte Heilpädagogik gelegt: In diesem Jahr hält Rudolf Steiner in Dornach den ersten Heilpädagogischen Kurs, in dem er eine neue Perspektive im Umgang mit Menschen mit Behinderungen vorstellt: Es geht darum, jedem Menschen – ob alt oder jung, gesund oder krank – mit Würde und Respekt zu begegnen. Und damit zutiefst menschlich. Daraus entsteht eine neue weltweite heilpädagogische Bewegung. Die erste Einrichtung dieser Art entsteht noch im selben Jahr als «Heil- und Erziehungsinstitut für Seelenpflege-bedürftige Kinder Lauenstein e.V.» bei Jena, kurz darauf werden auch Kinder mit Behinderungen am Sonnenhof (Teilbereich des Klinisch-Therapeutischen Instituts in Arlesheim, Schweiz) aufgenommen. Heute gibt es alleine in Deutschland über 200 heilpädagogische Einrichtungen.
Plastisch-therapeutisches Gestalten
Seit 1925 erforscht die Ärztin Dr. Margarethe Hauschka auf Anregung von Dr. Friedrich Husemann, Facharzt für Psychiatrie, die heilsame Wirkung der aus Tonerde geformten Platonischen Körper, die auch heute noch in der Friedrich-Husemann-Klinik, Fachkrankenhaus für Psychiatrie und Psychotherapie, in weiterentwickelter Form angewendet werden.
Ab 1940 dann der nächste Meilenstein: In der Heilpädagogik und der Arbeit mit Jugendlichen in einem Industriebetrieb sammelt der Bildhauer Siegfried Pütz Grunderfahrungen mit der therapeutischen Anwendung von rezeptiv eingesetzten Holzreliefs und verschiedenen Formen der Bildhauerei sowie des plastischen Gestaltens mit Tonerde. Ab 1970 werden dazu neue plastische Übungen entwickelt, die auch heute noch erfolgreich angewendet werden können.
Erster Ausbildungskurs für Anthroposophische Pflege
Seit 1923 werden zahlreiche Konzepte für Praxis, Ausbildung und Forschung der Anthroposophischen Pflege entwickelt. Das Ziel war und ist: Menschen in Phasen der Pflegebedürftigkeit zu helfen, ihren individuellen Weg auf der leiblichen, seelischen und geistigen Ebene zu gehen. 1925 findet dann der erste Ausbildungskurs für Anthroposophische Pflege statt. Heute gibt es in Deutschland etwa 40 stationäre Einrichtungen (Akutkliniken, Reha-Kliniken und Altenheime), die mit dem Konzept der Anthroposophischen Pflege arbeiten. Seit etwa 20 Jahren gibt es auch anthroposophisch orientierte ambulante Pflegedienste, die häusliche Pflege anbieten.
Grundlegendes Werk zur Anthroposophischen Medizin wird veröffentlicht
Kurz nach Rudolf Steiners Tod im Jahr 1925 wird sein und Ita Wegmans grundlegendes Werk zur Anthroposophischen Medizin veröffentlicht: Grundlegendes für eine Erweiterung der Heilkunst nach geisteswissenschaftlichen Erkenntnissen. Steiner hatte das Buch zusammen mit Ita Wegman verfasst, um die gemeinsame Vision einer modernen und integrativ ausgerichteten Medizin zusammenzufassen.
Tod von Rudolf Steiner
Iscador® als erstes anthroposophisches Mistelpräparat registriert
Auf Initiative von Ita Wegman werden Rudolf Steiners Hinweise zur Mistelpharmazie in der Herstellung von Iscador® umgesetzt, das 1926 als erstes anthroposophische Mistelpräparat registriert wird. Neben der Fermentation von Extrakten aus Sommer- und Wintermistel und deren Mischung auf einer nach den Angaben Steiners konstruierten Maschine gehört dazu auch die Verwendung spezieller Metallsalzzusätze. Iscador® löst das Präparat Iscar ab, das Ita Wegman erstmalig 1917 aus Apfelbaummisteln für die Behandlung ihrer Krebspatientinnen herstellen ließ.
Therapeutisches Malen und Formenzeichnen
Von 1927 bis 1929 entwickelt Dr. Margarethe Hauschka Anwendungen der bildenden Künste nach Angaben Rudolf Steiners für eine gezielte Therapie. 1935 lädt Ita Wegman die Malerin Liane Collot d’Herbois ein, um therapeutisch wirksame Bilder zu malen. Geforscht wird über Licht, Finsternis und Farbe und ihre Anwendung in der Therapie. Mit Bezug auf die Farbenlehre Steiners sucht die Malerin neue Wege, Farben zu objektivieren und Kunst mit Heilung zu verbinden. Ab 1940 entsteht in Zusammenarbeit mit Ita Wegman, Hilma Walter und Margarethe Hauschka eine eigenständige Maltherapie. Später wird das Formenzeichnen im Hinblick auf Methodik und die ganzheitliche Wirkung der Tätigkeit auf den Organismus erweitert. Unter besonderer Betonung der Atmungsvorgänge vertieft Elke Frieling den Ansatz. In den 1970er Jahren wird ein künstlerischer Ansatz der anthroposophischen Maltherapie erarbeitet. Dafür wird 1983 die erste Professur für Kunsttherapie in Ottersberg vergeben.
Therapeutischer Einsatz von Gesang und Musik
Schon 1910 hat Rudolf Steiner erste Anregungen gegeben, die Möglichkeiten des Gesangs heilend einzusetzen. Ab 1928 beginnen Musiker, Heilpädagogen und Ärzte - diesen Hinweisen folgend - Elemente der Musik zu therapeutischen Zwecken einzusetzen. Hierzu wurden die Wirkungen von Instrumenten erforscht und spezielle Instrumente wie z.B. eine spezielle Leier und die Choroi-Instrumente entwickelt. Es wurden Therapiemusiken komponiert, die heute - wie die Instrumente - noch gezielt eingesetzt und weiterentwickelt werden. In den 1960er Jahren werden erste Ausbildungen zur Musiktherapie begründet und 1963 die „Musiktherapeutische Arbeitsstätte“ in Berlin, wo bis 2017 MusiktherapeutInnen ausgebildet werden.
www.anthroposophische-kunsttherapie.de
Gründung der Friedrich-Husemann-Klinik
Der Begründer der Klinik, Dr. Friedrich Husemann, lernt von Rudolf Steiner Grundlagen der anthroposophisch erweiterten Medizin kennen. 1930 wird, basierend auf diesen Prinzipien, die Friedrich-Husemann-Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie gegründet. Seitdem wird das integrative Therapiemodell einer modernen Psychiatrie- und Psychotherapie, ergänzt durch Anthroposophische Medizin, in der Friedrich-Husemann-Klinik umgesetzt. Die Friedrich-Husemann-Klinik ist das älteste anthroposophische Fachkrankenhaus für Psychiatrie und Psychotherapie in Europa und feiert 2020 ihr 90-jähriges Bestehen.
Sprache therapeutisch gestalten
Bereits 1906 hat Rudolf Steiner erste Hinweise zur therapeutischen Anwendung von Elementen der Sprache gegeben, die ab Ende 1914 von Marie Steiner-von Sievers als Sprachgestaltung weiterentwickelt wird - unter ihren SchülerInnen sind Martha Hemsoth und Dora Gutbrod, die in Zusammenarbeit mit Ita Wegman und Karl König beginnen, die Sprachgestaltung therapeutisch anzuwenden. 1931 ein Meilenstein: Ita Wegman verdeutlicht ihre Vorstellungen zur therapeutischen Sprachgestaltung: Das Künstlerische muss von Grund auf beherrscht sein, zugleich ist aber auch das, was mit Krankheitszuständen und Heilungsmöglichkeiten zusammenhängt, nach wissenschaftlichen Kriterien zu erfassen. Später wird - nach früheren Angaben Rudolf Steiners - der Atem, das Wort und die Methoden der Sprachgestaltung zur Behandlung und Begleitung psychisch erkrankter Menschen eingesetzt. Ab 1963 wird die Sprachgestaltung in ihrer therapeutischen Anwendung von Dora Gutbrod weiter ausgearbeitet. 1979 gründet sie eine Arbeitsstätte, aus der die Dora-Gutbrod-Schule für Sprachkunst hervorgeht.
Anthroposophische Medizin im Nationalsozialismus
1933 - 1945
Die dynamische Entwicklung der Anthroposophischen Medizin wird während der nationalsozialistischen Diktatur zunehmend aufgehalten und schließlich gestoppt. Es ist den meisten anthroposophischen ÄrztInnen in den Jahren 1933 bis 1945 zwar erlaubt, weiter zu praktizieren, aber ein offenes Bekenntnis zur Anthroposophischen Medizin ist nicht möglich.
1935 werden die beiden damaligen Anthroposophischen Gesellschaften verboten. Unter dem Regime des Nationalsozialismus geraten auch die bis dahin entstandenen anthroposophischen heilpädagogischen Einrichtungen zunehmend unter politischen Druck und müssen teilweise schließen. Trotzdem setzen sich viele, die in der Anthroposophischen Medizin aktiv sind, weiterhin für die Idee einer menschenwürdigen Medizin ein und stellen sich damit der Nazi-Ideologie entgegen.
Auf der anderen Seite gibt es anfangs vereinzelt Versuche seitens der Nationalsozialisten, Elemente aus den praktischen Lebensfeldern der Anthroposophie für eigene Zwecke zu missbrauchen.
Einen differenzierten Blick auf die Arbeit der anthroposophischen Ärztinnen und Ärzte während der Zeit der nationalsozialistischen Diktatur soll eine fachhistorische Untersuchung ermöglichen, die von der Gesellschaft Anthroposophischer Ärzte in Deutschland (GAÄD) in Auftrag gegeben wurde. Diese Untersuchung ist noch (Stand August 2020) in Arbeit.
Misteltherapie: Ärzte gründen "Verein für Krebsforschung"
Ita Wegman, Rudolf Hauschka sowie Werner und Lina Kaelin gründen in Arlesheim (Schweiz) den Verein für Krebsforschung. Nach dem Tod von Ita Wegman gründet der Verein für Krebsforschung 1949 das Forschungsinstitut Hiscia, in dem die für das Präparat Iscador® spezifischen Elemente der anthroposophischen Mistelpharmazie weiter optimiert werden. Die genauen Angaben Rudolf Steiners zum maschinellen Verfahren der Extraktmischung aus Sommer- und Wintermistel können durch den Fortschritt der Technik erst Mitte der 1970er Jahre vollständig umgesetzt werden.
Das Arzneimittelunternehmen WALA wird gegründet
Die Geschichte der anthroposophischen Arzneimittel ist nicht denkbar ohne Dr. Rudolf Hauschka (1891-1969), der schon in den 1920-er Jahren eng mit Rudolf Steiner und Ita Wegman zusammengearbeitet hat. Von Rudolf Hauschka ist auch Steiners inzwischen berühmte Aussage “Studieren Sie die Rhythmen. Rhythmus trägt Leben!” überliefert. 1935 gründet Hauschka in Ludwigsburg ein neues Unternehmen, um anthroposophische Arzneimittel herzustellen: WALA. Der Name leitet sich aus den Initialen der Herstellungsverfahren “Wärme - Asche” und “Licht - Asche” ab. Seitdem stellt das Unternehmen, das heute eine Stiftung ist, rund 900 Arzneimittel her, die den Menschen ganzheitlich ansprechen. Die Arzneimittel sowie seit 1967 auch Naturkosmetik (Markenname “Dr. Hauschka”) werden in 40 Länder exportiert.
Die Öldispersionsbadetherapie entsteht
Auf Anregung von Rudolf Steiner zur heilsamen Wirkung “feinst zerstäubter Öle” entwickelt Werner Junge 1937 den ersten Öldispersionsbad-Apparat, um Öl mit Wasser ohne den Zusatz von Emulgatoren oder chemischen Zusätzen verwirbeln zu können. Damit werden Wasser und Öl so fein zerstäubt, dass sich das Öl als hauchdünner Film stabil um die Wassertröpfchen legen kann. Die winzigen Öl-Wasser-Tröpfchen können die natürliche Schutzbarriere der Haut passieren, so dass sie die tieferen Hautschichten erreichen und damit therapeutisch wirksam werden können. Seit damals wird das Öldispersiondsbad sehr vielfältig eingesetzt, zum Beispiel bei Hauterkrankungen, bei Stoffwechselstörungen, bei Herzrhythmusstörungen oder bei Schlafstörungen und Erschöpfungs- und Angstzuständen. 2001 schließen sich die BadetherapeutInnen im Internationalen Verein für Öldispersionsbadetherapie nach Werner Junge zusammen.
Tod von Ita Wegman
Die erste anthroposophische Ärzte-Fachzeitschrift „Der Merkurstab“ erscheint
Mit starker Stimme für die Patientinnen und Patienten
In der Medizin geht es vor allem um eines - um den individuellen Menschen! Um diese Perspektive zu stärken (die längst nicht überall mit Leben gefüllt wird), gründet sich 1952 der Verein für ein erweitertes Heilwesen. Ziel war und ist es, die Anerkennung einer individuellen und ganzheitlichen Medizin in der Gesellschaft zu diskutieren und das Konzept gleichzeitig in die Politik zu tragen. Seit 2002 ist der Verein als Bürger- und Patientenverband unter dem Namen GESUNDHEIT AKTIV e. V. noch breiter aufgestellt und setzt sich mit lauter Stimme für die Belange der Patientinnen und Patienten sowie für ein demokratisches und ganzheitliches Gesundheitssystem ein.
Anthroposophische ÄrztInnen schließen sich zusammen
Nach den schwierigen Nazi- und Kriegs-Jahren schließen sich Anfang der 1950-er Jahre engagierte ÄrztInnen zusammen, um den Impuls der Anthroposophischen Medizin neu zu beleben: Im November 1953 gründen sie die Gesellschaft Anthroposophischer Ärzte in Deutschland (GAÄD). Als ärztlich-wissenschaftliche Fachgesellschaft widmet sie sich der Grundlagenforschung sowie der Entwicklung neuer Methoden in integrativer Diagnostik, Therapie und Pharmazie. Außerdem setzt sich die GAÄD für die Aus-, Fort- und Weiterbildung von Ärztinnen und Ärzten ein. Heute gehört auch die interdisziplinäre Zusammenarbeit mit den anderen Gesundheitsberufen zum Aufgabenspektrum der GAÄD.
Gründung des Paracelsus-Krankenhaus in Unterlengenhardt
Bereits ab 1935 hatte der anthroposophische Arzt Eugen Kolisko mitgeholfen, das “Haus Burghalde”, ein ehemaliges Erholungsheim in Baden-Württemberg, in eine Klinik umzuwandeln. 1942 wird das Haus allerdings von den Nationalsozialisten beschlagnahmt. Im Frühling 1946 wird das Haus als Sanatorium wiedereröffnet. Gute zehn Jahre später wird die Einrichtung, auch durch den tatkräftigen Einsatz von zivilgesellschaftlichem Engagement, als heutiges Paracelsus-Krankenhaus und als Fachklinik für Innere Medizin neu eröffnet und 1976 noch einmal erweitert.
Das erste Therapeutikum entsteht
1960 entsteht in Stuttgart eine echte Innovation im Gesundheitswesen: Drei Therapeutinnen - für Kunsttherapie, Heileurythmie und Rhythmische Massage - gründen gemeinsam das erste "Therapeutikum Christophorus". Neu ist daran, dass sich verschiedene therapeutische Berufe zusammenschließen, um die PatientInnen in enger Abstimmung ganzheitlich und interdisziplinär behandeln zu können: Im gemeinsamen Bemühen um den Patienten, in einzelnen Therapiebesprechungen und in der anthroposophisch-medizinischen Arbeit kann mehr entstehen, als eine Einzelperson jeweils leisten könnte. In den Folgejahren entstehen immer mehr dieser anthroposophisch orientierten Therapeutika, in denen Medizin und weitere Therapieverfahren auch heute noch an einem Ort und aufeinander abgestimmt angeboten werden.
Eine Übersicht über die heutigen anthroposophischen Therapeutika finden Sie beim » Bürger- und Patientenverband GESUNDHEIT AKTIV
Eröffnung der Reha-Klinik Schloss Hamborn
In den 1950-er Jahren werden Pläne für eine anthroposophische Kurklinik in Schloss Hamborn entwickelt, nachdem in Schloss Hamborn schon in den 1930-er Jahren ein Heim für “seelenpflegebedürftige” Menschen aufgebaut worden war. 1960 wird dann das neue “Kurheim Schloss Hamborn” eröffnet und in den Folgejahre weiter ausgebaut. Seit Beginn ist das Kurheim Teil der “Schloss Hamborn Rudolf Steiner Werkgemeinschaft”, einem Zusammenschluss von Medizin, Pädagogik, sozialem Leben und Landwirtschaft. Medizinisch kommt die Krebs-Nachsorge als Schwerpunkt in der heutigen “Reha-Klinik Schloss Hamborn” hinzu. Die gute Arbeit wird auch von den PatientInnen honoriert: Im Vergleich zu rund 100 weiteren Kliniken belegt Schloss Hamborn regelmäßig eine der Spitzenpositionen in der Patientenzufriedenheit.
Eröffnung der Schule für künstlerische Therapie und Massage
Margarethe Hauschka und Irmgard Marbach gründen 1962 die erste Schule für künstlerische Therapie und Massage in Bad Boll (Baden-Württemberg). Dieser Ausbildungsimpuls führt im Laufe der Jahre zu weiteren Schulgründungen, in denen die Rhythmische Massage nach Dr. Ita Wegman als Therapieform heute weltweit unterrichtet und weiterentwickelt wird.
www.margarethe-hauschka-schule.com
Gründung der Lukas-Klinik in Arlesheim (Schweiz)
In Arlesheim (Schweiz) gründet der Verein für Krebsforschung die Lukas Klinik, die auf eine integrative Krebstherapie spezialisiert ist, in deren Mittelpunkt die Behandlung mit Mistelpräparaten steht. 50 Jahre später fusioniert die Lukas Klinik 2014 mit der Ita Wegman Klinik (ebenfalls Arlesheim) zur heutigen “Klinik Arlesheim”.
Eröffnung des Gemeinschaftskrankenhauses Herdecke
Die Idee, ein Akutkrankenhaus für Anthroposophische Medizin zur regionalen Versorgung der Bevölkerung zu errichten, wurde 1969 federführend von Dr. Gerhard Kienle (1923-1983) in Herdecke umgesetzt. Seine Vision war eine Klinik, in der die Gemeinschaft im Mittelpunkt steht - daher der Name Gemeinschaftskrankenhaus. Mehr noch, das ganze Gesundheitssystem sollte vom Patienten aus gedacht werden. Klingt selbstverständlich, war (und ist) es aber nicht. Im Gemeinschaftskrankenhaus in Herdecke wird diese Vision auch heute noch umgesetzt. Inzwischen ist das Krankenhaus Herdecke mit über 500 Betten die größte anthroposophische Akutklinik in Deutschland.
Eröffnung der Krankenpflegeschule in Herdecke - das Dörthe Krause Institut
Gründung des Mistelherstellers ABNOBA
Ärzte, Biologen und Physiker der „Gesellschaft zur Förderung der Krebstherapie e.V.“ gründen 1971 in Pforzheim die Firma ABNOBA Heilmittel GmbH. Das neue pharmazeutische Unternehmen stellt Mistelpräparate her, vertreibt und erforscht sie. Der Firmengründung ging über ein Jahrzehnt gemeinsamer Forschung im Bereich pflanzlicher Arzneimittel, insbesondere der Mistelpflanze, voraus. Heute werden über 70 verschiedene Mistelpräparate unter der gemeinsamen Bezeichnung abnobaVISCUM weltweit vertrieben. Deren weitere Erforschung ist ein wichtiger Schwerpunkt der unternehmerischen Tätigkeit der Firma ABNOBA.
Gründung Berufsverband Heileurythmie
Eröffnung Klinik Öschelbronn
1975 tun sich engagierte anthroposophischer Ärzte, Wissenschaftlern und Freunde in der Nähe von Pforzheim zusammen, um ihr „Idealkonzept“ eines kleinen Krankenhauses für Krebspatienten zu verwirklichen - die Klinik Öschelbronn. So mancher rechnete damals mit einem schnellen Scheitern. Doch in den knapp 45 Jahren ihres Bestehens hat sich die Klinik Öschelbronn, die gesetzlich und privat versicherten PatientInnen offensteht, zu einem Erfolgsmodell mit besonderem Profil und ausgeprägten Stärken entwickelt und auch diverse Auszeichnungen eingesammelt. So gehört die Klinik heute zu einem der führenden Zentren für Integrative Onkologie, Schmerz- und Palliativmedizin im Südwesten Deutschlands.
Eröffnung der Filderklinik
Von einer Stuttgarter Villa zu einer der bekanntesten Kliniken in der Region: In einer Villa in Stuttgart befand sich seit Ende des Zweiten Weltkrieges eine kleine 40-Betten-Klinik, die von einem anthroposophischen Arzt gegründet wurde. Im Laufe der Jahre entsteht die Idee, eine größere anthroposophische Klinik in der Region zu bauen, auch mit Unterstützung der Mahle Firmen bzw. heutigen Mahle-Stiftung. 1970 wird ein passender Standort in Filderstadt nahe Stuttgart gefunden, 1975 wird die neue Filderklinik eingeweiht und seitdem kontinuierlich ausgebaut. Auch eine eigene Krankenpflegeschule kommt 1982 hinzu. Die Filderklinik entwickelt sich rasch zu einem wichtigen Faktor in der Gesundheitsversorgung in Baden-Württemberg, besonders die dortige Geburtshilfe ist heute weit bekannt.
Gründung der Helixor Heilmittel GmbH
Seit über 40 Jahren auf Arzneimittel aus Mistel (Viscum album) und Christrose (Helleborus niger) spezialisiert: 1975 wird die Firma Helixor in Marburg gegründet, 1980 steht der Umzug nach Rosenfeld nahe Stuttgart an. Seitdem erfolgen alle Abläufe - von der Ernte der Heilpflanzen und ihrer Verarbeitung bis zum Vertrieb - direkt in Rosenfeld. Darüber hinaus ist Helixor weltweit mit Niederlassungen, Vertriebspartnern und Kunden in über 30 Ländern aktiv. Kontinuierliche Forschung im klinischen und präklinischen Bereich sind wesentliche Studienschwerpunkten von Helixor. Heute gehört die Helixor Heilmittel GmbH zu den international führenden Herstellern von Mistelprodukten zur Anwendung in der integrativen Onkologie.
Eröffnung der Klinik Haus am Stalten
1976 ist es - nach einigen Jahren der Vorbereitung - soweit: Das anthroposophische Sanatorium, heute Reha-Klinik Haus am Stalten wird auf Initiative einer Gruppe von anthroposophischen ÄrztInnen eröffnet. Das Ziel war und ist: Eine gemeinnützige, integrativ ausgerichtete Einrichtung zu gründen, bei der ein wirklich persönlicher Kontakt zwischen MitarbeiterInnen und PatientInnen möglich ist. Seit der Gründung haben rund 10.000 Menschen im Haus am Stalten Erholung und Gesundung erfahren. Dennoch gab es auch schwierige Jahre, so dass der Kurbetrieb schließlich eingestellt wird. 2017 gibt es ein neues Konzept: Das Haus am Stalten wird als Fachklinik für Anthroposophische Medizin mit dem Schwerpunkt Psychosomatik wiedereröffnet.
Anthroposophische Medizin wird ins Gesetz aufgenommen
Die Anthroposophische Medizin ist seit 1976 neben der Homöopathie und Naturheilkunde im Arzneimittelgesetz als “besondere Therapierichtung” gesetzlich verankert. Dieser Schritt geht maßgeblich auf Dr. Gerhard Kienle, Gründer des Gemeinschaftskrankenhauses Herdecke, zurück, der als wissenschaftlicher Gutachter des Arzneimittelausschusses des Bundestages mitverantwortlich für die methodenpluralistische Fassung des Arzneimittelgesetzes von 1976 war.
Anthroposophische Altenpflege schließt sich zusammen
Die Anthroposophische Altenpflege versteht auch das Alter als einen Lebensabschnitt, in dem Entwicklung stattfinden kann. Diese Möglichkeiten der Entwicklung gilt es zu erkennen und ganz individuell zu unterstützen. Das Alter ist ja viel mehr als das Lebensende! Um diesen Ansatz zu fördern, gründet sich 1977 das Nikodemus Werk als Fachverband für anthroposophische Alterskultur. Das Nikodemus Werk bündelt qualifizierte Einrichtungen aus ambulanter und stationärer Pflege sowie Pflege für Demenzkranke, Hospiz- oder Palliativ-Pflege und bietet Raum für gegenseitige Beratung und Unterstützung.
Gründung Krankenhaus Lahnhöhe
1977 wird in der Nähe von Koblenz eine Klinik gegründet, um ein neues ganzheitliches Heilkonzept bei der Behandlung von seelischen Erkrankungen umzusetzen - das Krankenhaus Lahnhöhe, heute “Überregionales Zentrum für Psychosomatische Medizin und Ganzheitliche Heilkunde”. Seitdem setzt das Krankenhaus Lahnhöhe vor allem auf die Anthroposophische Medizin, aber auch Homöopathie und Naturheilverfahren gehören zum Konzept der Klinik. In den vergangenen 30 Jahren hat sich Lahnhöhe zu einem modernen Kompetenzzentrum für eine integrative psychosomatische und psychotherapeutische Komplexbehandlung entwickelt. Das Haus mit 200 Betten ist für PatientInnen aller Kassen und für Privatversicherte offen.
Künstlerische TherapeutInnen gestalten ihren Beruf
1978 gründen TherapeutInnen, AusbilderInnen für Maltherapie, Plastisch-therapeutisches Gestalten, Therapeutische Sprachgestaltung, anthroposophische Musiktherapie sowie ÄrztInnen einen Berufsverband, der 1994 in Berufsverband für Anthroposophische Kunsttherapie (BVAKT) umbenannt wird. Ein Meilenstein: Seit 1997 darf die geschützte Berufsbezeichnung Anthroposophischer Kunsttherapeut (BVAKT) geführt werden. In der Anthroposophie sieht der BVAKT einen Weg, den Zusammenhang von Mensch und Kunst zu erkennen. Der Verband sichert die Qualität der hieraus entwickelten Verfahren, um selbstbestimmtes Handeln und die gesundheitliche Entwicklung von Individuum und Gemeinschaften zu fördern.
Anthroposophische Kliniken schließen sich zusammen
Die Heilpädagogik schließt sich zusammen
1979 schließen sich die Vereinigung der Heil- und Erziehungsinstitute und der Sozial-Therapeutischen Werkgemeinschaft zum «Verband anthroposophischer Einrichtungen für Heilpädagogik und Sozialtherapie e.V.» zusammen, um die anthroposophischen heilpädagogischen Einrichtungen in Deutschland zu vertreten und um sich mit starker Stimme für individuelle Lern- und Entwicklungsmöglichkeiten sowie gute Lebens- und Arbeitsbedingungen für alle Menschen einzusetzen. Seit 2013 heißt der Verband Bundesverband anthroposophisches Sozialwesen e.V. - kurz: Anthropoi Bundesverband. In Anthropoi Bundesverband sind heute 234 Einrichtungen zusammengeschlossen. Gemeinsam begleiten und unterstützen sie etwa 15.000 Menschen mit Behinderung.
Gründung des Verbandes für Anthroposophische Pflege (VfAP)
Leben braucht Pflege – vom Lebensbeginn bis zum Lebensende. Um den pflegerischen Aufgaben heute gerecht zu werden, ist für die professionelle Pflege ein ganzheitliches Verständnis vom Menschen und von den pflegerischen Handlungen wesentlich. Dafür setzt sich der Verband für Anthroposophische Pflege ein, der 1979 gegründet wird. Das Ziel ist seitdem, die Menschlichkeit als wichtigstes Qualitätszeichen der Pflege zu wahren und Räume für ganzheitliche Pflegemethoden zu schaffen. Außerdem setzt sich der Verband für die Aus- und Weiterbildung in Anthroposophischer Pflege ein und entwickelt die Weiterbildung “Experte/in für Anthroposophische Pflege”. Heute arbeiten in Deutschland rund 2.500 Pflegende in anthroposophischen Einrichtungen, außerdem weitere in ambulanten Pflegediensten.
Eröffnung der Krankenpflegeschule an der Filderklinik
Ausbildung Anthroposophische Medizin: Gründung der Eugen-Kolisko-Akademie
Gründung des Berufsverbandes Rhythmische Massage nach Dr. Ita Wegman
1989 wird der Berufsverband Rhythmische Massage nach Dr. Ita Wegman als Interessensvertretung gegründet. Der Verband macht sich auch für die Aus-, Fort- und Weiterbildung stark macht. Er ist darüber hinaus zuständig für die Qualitätsentwicklung und Sicherung der Methode im Kontext des öffentlichen Gesundheitswesens.
Gründung des Forschungsinstituts Havelhöhe
Eröffnung des Gemeinschaftskrankenhauses Havelhöhe
1995 ist es soweit: Berlin bekommt ein anthroposophisches Krankenhaus! Ein bis dahin städtisches Krankenhaus in Spandau wird zum neuen Gemeinschaftskrankenhaus Havelhöhe, Klinik für Anthroposophische Medizin. Seitdem hat sich viel getan, neue Abteilungen und Schwerpunkte kamen im Lauf der Jahre dazu, 1998 zum Beispiel die Geburtshilfe, die inzwischen zur beliebtesten Berlins gehört. Heute ist Havelhöhe weit über die Grenzen Berlins für seinen integrativ-medizinischen Ansatz bekannt. Ein besonderer Schwerpunkt liegt auf der Krebstherapie: Seit 2014 ist das Gemeinschaftskrankenhaus Havelhöhe ein von der Deutschen Krebsgesellschaft zertifiziertes Onkologisches Zentrum mit Brustkrebszentrum, Darmkrebszentrum, Lungenkrebszentrum und einer interdisziplinären Onkologie mit Supportivmedizin und Palliativstation.
Forschung & Lehre: neuer Lehrstuhl für Anthroposophische Medizin
Auch wenn es viele nicht wissen: Die Anthroposophische Medizin versteht sich ganz explizit als eine forschende Therapierichtung. Ein Beispiel von vielen ist der 1996 eingerichtete Gerhard Kienle Lehrstuhl für Medizintheorie, Integrative und Anthroposophische Medizin an der Universität Witten/Herdecke. Die Schwerpunkte des Lehrstuhls sind unter anderem: Integrativ-medizinische Systeme wie die Anthroposophische Medizin, integrative Gesundheitsförderung sowie Forschungsmethodik und Medizininformatik in der Integrativen Medizin.
Weitere Forschungseinrichtungen gibt es » hier
Gründung Mutter-Vater-Kind-Kurheim Alpenhof
Kraft tanken in der Idylle: Umgeben von Wald und Wiesen, wird 1997 ein anthroposophisch orientiertes Mutter-Vater und Kind Kurheim - der Alpenhof - in Kranzegg gegründet. 2010 zieht das Kurheim nach Hinterberg (Gemeinde Rettenberg) um. Dort befindet sich das Haus in einer Höhenlage von 1.000 Meter mit Blick auf den Grünten und die Allgäuer Alpen. Das Konzept ist anthroposophisch, die Nachfrage ist groß: Hier können Eltern wieder zu Kräften kommen und heilsame medizinisch-pädagogische Strukturen erleben.
Gründung der Alexander von Humboldt-Klinik
1998 wird in Bad Steben in Oberfranken ein neues geriatrisches Rehabilitationszentrum, die Alexander von Humboldt Klinik, eröffnet. Die Klinik ist anthroposophisch-medizinisch ausgerichtet und behandelt heute PatientInnen aus ganz Deutschland. 2021 ein Meilenstein: 27 Betten können 2001 als Langzeitpflegeeinrichtung umgewandelt werden. Das Haus beteiligt sich auch an Forschungsprojekten, zum Beispiel durch Studien zum Schlaganfall, deren Ergebnisse in die Praxis einfließen können.
Anthroposophische ApothekerInnen schließen sich zusammen
Ursprung, Herstellung und Anwendung der Anthroposophischen Arzneimittel gehen auf Rudolf Steiner zurück, der die grundlegenden Konzepte zusammen mit engagierten PharmazeutInnen schon Anfang der 1920-er Jahre erarbeitet hatte. Seit damals werden diese Grundlagen umgesetzt und in Fachkreisen weiterentwickelt. 2001 ist es dann soweit, dass sich die anthroposophischen ApothekerInnen zur Gesellschaft für Anthroposophische Pharmazie in Deutschland (GAPiD e.V.) zusammenschließen: “Wir gestalten mit an einem zukünftigen, salutogenetisch ausgerichteten Gesundheitswesen.” Die Mitglieder sind mehrheitlich Apothekerinnen und Apotheker aus Offizin, Industrie und Krankenhaus. Gemeinsam machen sie sich dafür stark, die Anthroposophische Pharmazie als Fachdisziplin zu fördern, weiterzuentwickeln und ihr zu einer breiten Anerkennung zu verhelfen.
Gründung des Vereins für Öldispersionsbadetherapie
Schon in den 1930-er Jahren hat Werner Junge auf Anregung von Rudolf Steiner den ersten Öldispersionsbad-Apparat entwickelt, mit dem sich heilsame Öle als hauchdünner Film um die Wassertröpfchen legen können, so dass die winzigen Öl-Wasser-Tröpfchen die tieferen Hautschichten erreichen und damit therapeutisch wirksam werden können. Seitdem wird diese ganz besondere Badetherapie in der Anthroposophischen Medizin bei vielen verschiedenen Krankheitsbildern eingesetzt. 2001 ein wichtiger Schritt für diese Therapie: BadetherapeutInnen aus mehreren Ländern schließen sich zum Internationalen Verein für Öldispersionsbadetherapie nach Werner Junge zusammen.
Alle an einem Tisch - der DAMiD wird gegründet
Ein Meilenstein in der Geschichte der Anthroposophischen Medizin: 2001 schließen sich ALLE Akteure der Anthroposophischen Medizin in Deutschland berufsübergreifend zum neuen “Dachverband Anthroposophische Medizin in Deutschland”, kurz zum DAMiD, zusammen. Seitdem vertritt der DAMiD die übergeordneten Belange und Interessen seiner 16 Mitglieder, die sich aus Berufsverbänden, Klinikverband, gemeinnütziger Altenhilfe, Behindertenhilfe sowie den Herstellern Anthroposophischer Arzneimittel zusammensetzen. Schwerpunkte sind Gesundheitspolitik sowie Presse- und Öffentlichkeitsarbeit. Das Besondere daran: Der DAMiD ist in Deutschland der einzige Verband im Gesundheitswesen, in dem die unterschiedlichen Berufsgruppen über die Grenzen ihres Fachs zusammengeschlossen sind.
In Berlin entsteht das anthroposophische Hospiz Christophorus
Auf dem Campus Havelhöhe (Berlin) wird 2004 das erste anthroposophische Hospiz in Berlin eröffnet: Das Gemeinschaftshospiz Christophorus bietet schwerstkranken Menschen palliativmedizinische und pflegerische Versorgung sowie soziale Begleitung in ihrer letzten Lebensphase. Die Einbindung der Angehörigen ist ein tragendes Element im Konzept des Hospizes. Dabei steht die Achtung des freien Willens am Lebensende immer im Mittelpunkt. Um die palliativmedizinische und- pflegerische sowie die psychosoziale Versorgungsqualität zu erhöhen, arbeitet das Hospiz im Rahmen einer vernetzten Versorgungsstruktur, dem Christophorus Verbund, mit weiteren Partnern zusammen.
Mehr Kassen erstatten auch Therapien der Anthroposophischen Medizin
2006 ist es endlich soweit: Durch den Abschluss eines Rahmenvertrages zur Integrierten Versorgung können Patientinnen und Patientinnen auch die ergänzenden Therapien der Anthroposophische Medizin (Heileurythmie, Kunsttherapie und Rhythmische Massage) als garantierte Regelleistung über die Krankenversicherung in Anspruch nehmen. Außerdem wird in der ärztlichen Behandlung nun eine erweiterte Anamnese von den teilnehmenden Krankenkassen erstattet. Die sonstige ärztliche Behandlung durch anthroposophische Ärztinnen sowie die Krankenhausbehandlung wurden und werden sowieso weiterhin von allen Kassen übernommen. Die Kosten für anthroposophische Arzneimittel sind seit 2003 zum großen Teil nicht mehr erstattungspflichtig, da die meisten anthroposophischen Arzneimittel aufgrund ihrer geringen Nebenwirkungen nicht verschreibungspflichtig sind.
Hier lesen Sie mehr zur » Integrierten Versorgung
Ein neues Qualitätssiegel für die Anthroposophische Medizin
2007 wird unter dem Namen “AnthroMed” ein Qualitätssiegel für die Anthroposophische Medizin eingeführt. AnthroMed versteht sich als internationales Netzwerk einer qualitätsgesicherten Anthroposophischen Medizin. Zunächst wird damit begonnen, verbindliche Qualitätskriterien für anthroposophische Kliniken zu entwickeln, um die Anthroposophische Medizin als eingetragene Marke zu etablieren. Die Marke ist jedoch so angelegt, dass sich neben den Kliniken auch weitere Bereiche der Anthroposophischen Medizin anschließen und zertifizieren lassen können. Inzwischen kann das Qualitätssiegel auch für den ambulanten Bereich sowie für die Bereiche Pflege, Pharmazie, Heileurythmie und Kunsttherapie verliehen werden.
Neue Fachgesellschaft für Anthroposophische Psychotherapie
Die Anthroposophische Psychotherapie ist noch relativ jung. Basierend auf Rudolf Steiners Studien und Anregungen gründen engagierte ÄrztInnen und PsychologInnen 1979 in der Filderklinik das erste Institut für anthroposophisch orientierte Psychotherapie, nachdem Bernard Lievegoed bereits 1973 in Holland eine Arbeitsgruppe für Psychiatrie und Psychotherapie in den Niederlanden gegründet und dort auch eine dreijährige Fortbildung initiiert hatte. 2008 dann der nächste Meilenstein: 2008 schließen sich anthroposophisch orientierte PsychologInnen und ÄrztInnen zur neuen Deutschen Gesellschaft für Anthroposophische Psychotherapie (DtGAP) zusammen. Die Fachgesellschaft entwickelt Angebote zur Aus- und Weiterbildung, organisiert Tagungen und unterstützt Veröffentlichungen. 2010 entwickelt die DtGAP eine einheitliche Zertifizierung für Anthroposophische Psychotherapie, die sowohl ÄrztInnen als auch psychologischen PsychotherapeutInnen offen steht. 2019 gründen Markus Treichler und Johannes Reiner das Institut Anthroposophie-basierte Psychotherapie in Stuttgart, um die Arbeit an der Weiterentwicklung der Anthroposophischen Psychotherapie zu vertiefen.
DAS Nachschlagewerk für Ärztinnen und Ärzte erscheint - das Vademecum für anthroposophische Arzneimittel
Aus der Praxis für die Praxis: 2008 erscheint erstmalig ein Nachschlagewerk, das sich schnell zu einem Herzstück der Anthroposophischen Medizin entwickelt: das Vademecum Anthroposophische Arzneimittel. In dem Buch, das ständig aktualisiert wird, sind die Erfahrungen mit anthroposophischen Arzneimitteln der Anthroposophischen Medizin zusammengetragen. In der Praxis lassen sich wichtige Informationen zu zahlreichen Arzneimittel schnell nachschlagen: Zusammensetzung, Darreichungsform, Dosierung und Anwendungsgebieten werden kurz und knapp vorgestellt. Alle Angaben basieren auf klinischen, in einem Review-Verfahren geprüften, Erfahrungen von ÄrztInnen aus 15 Ländern. Inzwischen liegt das Vademecum auch digital vor.
Gründung des ARCIM Forschungsinstituts der Filderklinik
Die anthroposophischen Hebammen schließen sich zusammen
2014 ist es soweit: Anthroposophisch tätige Hebammen schließen sich zum neuen Verein für Anthroposophische Hebammenkunde e.V. zusammen. Der Verein setzt insbesondere für eine anthroposophisch erweiterte Geburtshilfe und Hebammentätigkeit ein, um eine ganzheitliche Betreuung in Schwangerschaft, Geburt bis zum Ende des ersten Lebensjahres im Sinne der Anthroposophie zu unterstützen. Die im Verein zusammengeschlossenen Hebammen entwickeln anthroposophisch erweiterte Betreuungskonzepte und Therapieformen in der Geburtshilfe. Außerdem werden zeitgemäße Aus- und Weiterbildungsangebote für anthroposophisch erweiterte Hebammenkunde erarbeitet, so dass heute eine zertifizierte Weiterbildung angeboten werden kann. Die Nachfrage ist groß.
Gründung des Mistelpräparateherstellers Iscador AG
2015 übernimmt die vom Verein für Krebsforschung gegründete Iscador AG die Herstellung des Mistelpräparates Iscador® und führt auch das Marketing sowie den weltweiten Vertrieb der Mistelpräparate durch. Die Iscador AG knüpft an die im Institut Hiscia seit 1949 gewachsene Herstellungs- und Forschungskultur an und hat neben dem Hauptsitz in Arlesheim (Schweiz) auch einen Standort in Deutschland.
Die Anthroposophische Medizin an der Charité Berlin
2017 wird an der Charité, Universitätsmedizin in Berlin, die neue Stiftungsprofessur für Integrative und Anthroposophische Medizin eingerichtet. Forschung und Lehre stehen gleichermaßen im Vordergrund. Forschungsschwerpunkte sind unter anderem die Untersuchung der Effektivität von integrativen und anthroposophischen Therapien insbesondere bei onkologischen und gastroenterologischen Erkrankungen. Inhaber der Stiftungsprofessur ist Prof. Dr. med. Harald Matthes, Ärztlicher Leiter des Gemeinschaftskrankenhauses Havelhöhe.
Stiftungsprofessur an der Universität Basel
In der Schweiz wird die Komplementärmedizin besonders geschätzt, wie ein Volksentscheid im Jahr 2009 zeigte. Seither ist die Berücksichtigung der Komplementärmedizin in der Bundesverfassung verankert. Um die Forschung in diesem Bereich zu stärken, richtet die Universität Basel 2019 eine Stiftungsprofessur für translationale Komplementärmedizin ein, zu der auch die Anthroposophische Medizin gehört. Mit der Einrichtung der Assistenzprofessur trägt die Universität Basel dem Bedürfnis Rechnung, komplementärmedizinische Therapien mit wissenschaftlichen Methoden auf ihre Wirksamkeit zu überprüfen.
100 Jahre Zukunft – Anthroposophische Medizin feiert 100. Geburtstag
Im März 1920 stellt Rudolf Steiner erstmals seine Ideen für eine integrative und ganzheitliche Medizin vor - die Geburtsstunde der Anthroposophischen Medizin. Seitdem sind 100 Jahre vergangen. 100 Jahre Vielfalt. 100 Jahre Brücken bauen. 100 Jahre Menschlichkeit. 100 Jahre Entwicklung… Was das konkret heißt, zeigen wir im Jubiläumsjahr mit Veranstaltungen, Geschichten, Videos. Dabei schauen wir nach vorne, nicht zurück. Deshalb heißt unsere Jubiläums-Kampagne „100 Jahre Zukunft“. Wir zeigen, was Anthroposophische Medizin ist, will & kann. Außerdem umfasst das Jubiläum bundesweit große und kleinere Publikums- und Fach-Veranstaltungen zur Anthroposophischen Medizin sowie Pressearbeit, Social-Media-Kommunikation, neue Geschichten und Videos…
WHO gibt international gültige Ausbildungsstandards für die Anthroposophische Medizin heraus
Im Frühjahr 2023 veröffentlicht die World Health Organization (WHO) erstmalig global gültige Ausbildungsstandards (Benchmarks) für die Anthroposophische Medizin. Diese definieren die Zugangskriterien zu den Ausbildungen, die Ausbildungsinhalte und -dauer und gelten für alle Gesundheitsberufe der Anthroposophischen Medizin, wie zum Beispiel Ärzt:innen, Therapeut:innen, Pharmazeut:innen und die Pflege.
Die durch die WHO qualifizierten Benchmarks verdeutlichen die Relevanz der Anthroposophischen Medizin als eine weltweit praktizierte Medizin. Sie sind ein wichtiger Schritt für die Anthroposophische Medizin, um noch stärker in die nationalen Gesundheitssysteme integriert zu werden.
Die Benchmarks werden in viele Sprachen übersetzt. Die bereits veröffentlichten Versionen » sind hier verfügbar.