Interview // Myrtha Faltin, Heileurythmistin (Gröbenzell)

Was ist Heileurythmie? 

Heileurythmie, auch Eurythmietherapie genannt, basiert auf einer Bewegungskunst, die von Rudolf Steiner ab 1921 entwickelt wurde. Die Eurythmie wird als Bühnenkunst, im pädagogischen Bereich und - mit Zusatzausbildung - auch im therapeutischen Rahmen umgesetzt. Eurythmietherapie ist eine auf der Dynamik von Musik und Sprache aufbauende ganzheitliche Bewegungstherapie, die bei vielen Krankheitsbildern durch sehr differenzierte Übungen heilsam auf Menschen jeden Alters wirken kann.

Warum brauchen wir Heileurythmie heute und morgen?

HEUTE  erlebe ich bei vielen Menschen eine zunehmende Not. Überforderungen, Verunsicherung und Ängste bringen auch die an ihre Grenzen, die im medizinischen und pädagogischen Bereich anderen Menschen helfen wollen. Die Zukunft in der sich wandelnden Welt wird immer ungewisser, viele Menschen schildern eine - ihnen an sich ungekannte - Instabilität, das eigene Gefüge von Denken, Fühlen und Wollen wird als verändert erlebt. Auf dieser Ebene des „Energiehaushalts“ kann Eurythmietherapie helfen, die Lebenskräfte zu stärken und die Sinnhaftigkeit auch schwieriger Lebensphasen zu erkennen und zu bejahen.

Für MORGEN  sehe ich die Hauptaufgabe darin, heute Menschen, vor allem die Kinder und Jugendlichen, zu schützen und zu stärken. Eurythmietherapie kann einen großen Beitrag leisten, damit Heranwachsende sich in ihrem Körper wohl fühlen, lernen, Gefühle auszudrücken und ethische Werte, wie z.B. Empathie und Achtsamkeit, in sich zu bilden, die jede menschliche Gesellschaft in einer zunehmend technisierten Welt sehr brauchen wird.

Was ist das Schönste, das Sie durch die Heileurythmie gelernt haben?

Es gibt viele kleine und große Freuden, an die ich mich gerne erinnere... Spontan fällt mir das Wort eines 12-Jährigen ein, eines sehr lebhaften Jungen im russisch-georgischen Kriegsgebiet. Nach zwei Wochen täglicher Eurythmietherapie sagte er der georgischen Ärztin, die meine Studie begleitete: "Musik und Bewegung haben mein Leben verändert, weil ich zum ersten Mal erlebt habe, was Stille ist und ich hatte mir nicht vorgestellt, wie schön das ist."

An der Entwicklung anderer Menschen teilhaben zu dürfen, empfinde ich immer wieder als großes Geschenk und ich schätze mich glücklich, mich mit 17 Jahren für den schönsten aller Berufe entschieden zu haben. Seitdem durfte ich 45 Jahre lang von Kolleginnen und Kollegen, in den vergangenen Jahren vor allem von Tanja Baumgartner und Gerhard Weber, vielseitige Ansätze lernen. Dafür bin ich ganz besonders dankbar.

Was tun Sie persönlich, um gesund zu bleiben?

Bestimmt sollte ich mehr Heileurythmie für mich selber machen :-) Ja das wäre sehr gut!

Bewegung und gesunde Ernährung sind bekanntlich wichtig, mit großer Freude radle ich kreuz und quer durch Europa. Medizinisch bin ich naturheilkundlich gut und fürsorglich betreut, für meine Ärztin manchmal eine Herausforderung, denn ich lasse mich schwer zu mehr Ruhe und Spazierengehen motivieren. Ich habe noch viele Ideen, die ich gerne umsetzen möchte, solange es noch geht. Den Zustand Rente kann ich noch nicht denken.

Als am wichtigsten für meine Gesundheit schätze ich meine Resilienz ein. Ich habe selten Angst, erlebe sehr viel Freude und Dankbarkeit dafür, dass ich das Leben leben darf, das ich mir vorgenommen habe - und die Sinnhaftigkeit darin erkenne.

Myrtha Faltin, Heileurythmistin in Gröbenzell:

www.myrtha-faltin.de
www.start-international.org