In dieser Novemberausgabe beleuchten wir folgende aktuelle Themen aus Medizin und Gesundheit: Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbachs Pläne für weitreichende Reformen der Ampelregierung bis zur nächsten Bundestagswahl und den alarmierenden Anstieg von Depressionen bei jungen Menschen.
Die Meldungen
» Lauterbachs Pläne
» Anstieg von Depressionen bei jungen Menschen: Ein besorgniserregender Trend
Lauterbachs Pläne
Berlin, 05. November 2024. Die gesundheitspolitische Agenda der Ampelregierung bis zur nächsten Bundestagswahl umfasst eine Vielzahl an Reformvorhaben, die Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach in der verbleibenden Zeit umsetzen möchte. Ein zentrales Thema ist die Pflegereform, die aufgrund eines drohenden Defizits von 3,5 Milliarden Euro in der sozialen Pflegeversicherung (SPV) für das Jahr 2025 notwendig wird. Hier plant Lauterbach sowohl die Personalkapazitäten zu erhöhen als auch finanzielle Lücken zu schließen. Dabei prallen unterschiedliche Positionen innerhalb der Koalition aufeinander: SPD und Grüne streben eine Vollversicherung an, während die FDP auf betriebliche Vorsorge setzt. Eine Erhöhung der Beiträge um 0,2 bis 0,3 Prozentpunkte scheint unumgänglich.
Reformen im Gesundheitswesen
Neben der Pflegereform ist eine Stärkung der Kompetenzen von Pflegekräften vorgesehen. Mit dem Pflegekompetenzstärkungsgesetz sollen Pflegende künftig eigenständiger arbeiten und erweiterte heilkundliche Aufgaben übernehmen dürfen. Ärzteverbände sehen dies kritisch und warnen vor einer möglichen "Deprofessionalisierung" der Versorgung. Ein weiteres wichtiges Projekt ist der Abbau von Bürokratie im Gesundheitswesen. Lauterbach hat Verbände dazu aufgerufen, unnötige bürokratische Hürden zu identifizieren, doch ein konkretes Gesetz steht noch aus.
Zudem wird an einer Reform der hausärztlichen Versorgung gearbeitet, um durch die Entbudgetierung und die Einführung von Jahrespauschalen für chronisch kranke Patienten die Belastung der Hausärzte zu reduzieren. Allerdings gibt es hier Bedenken von Fachärzten, die Nachteile durch die neuen Regelungen befürchten. Auch die Notfallversorgung soll reformiert werden, um eine bessere Koordination zwischen ambulanter und stationärer Versorgung zu erreichen und die Notaufnahmen zu entlasten.
Prävention und Apothekenreform
Ein weiteres zentrales Projekt ist die Prävention von Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Das geplante "Gesunde-Herz-Gesetz" sieht erweiterte Früherkennungsprogramme und strukturierte Behandlungsprogramme vor. Kritiker bemängeln jedoch, dass Verhaltensprävention vernachlässigt werde. Auch die Apothekenversorgung steht vor einer Reform: Lauterbach plant, Filialen zu ermöglichen, die nicht von Apothekern geführt werden müssen, um die Versorgung in ländlichen Regionen zu sichern. Apothekerverbände wehren sich jedoch gegen diese Pläne, da sie um die Qualität der Beratung und Medikamentenabgabe fürchten. Die zahlreichen Reformvorhaben treffen in vielen Bereichen auf Widerstand und kontroverse Diskussionen.
Quellen:
„Das plant Lauterbach in seinem Herbst der Reformen“, www.aerztezeitung.de, 24. Oktober2024
Anstieg von Depressionen bei jungen Menschen: Ein besorgniserregender Trend
Berlin, 05. November 2024. Immer mehr junge Menschen in Deutschland erhalten die Diagnose Depression. Laut einer aktuellen » Auswertung des BARMER-Instituts für Gesundheitssystemforschung stieg die Zahl der Betroffenen im Alter von fünf bis 24 Jahren von 316.000 im Jahr 2018 auf über 409.000 im Jahr 2023. Besonders auffällig war der Anstieg zu Beginn der Corona-Pandemie, als die Fälle von 327.000 auf 383.000 innerhalb eines Jahres sprunghaft anstiegen. BARMER-Chef Prof. Dr. Christoph Straub betont die Bedeutung, Depressionen frühzeitig zu erkennen, da diese oft schwer diagnostizierbar sind. Aus diesem Grund bietet die BARMER gemeinsam mit der Stiftung Deutsche Depressionshilfe kostenlose „Mentale Erste Hilfe“-Seminare an, um jungen Menschen den Umgang mit psychischen Belastungen zu erleichtern und ihnen zu zeigen, wie professionelle Hilfe gesucht werden kann.
Geschlechtsspezifische Unterschiede und regionale Entwicklungen
Die Auswertung zeigt zudem, dass vor allem Mädchen und junge Frauen von Depressionen betroffen sind. Die Fallzahlen stiegen bei ihnen zwischen 2018 und 2023 um 38 Prozent, während bei Jungen und jungen Männern ein Zuwachs von 14 Prozent verzeichnet wurde. Regional stiegen die Fallzahlen in allen Bundesländern, wobei Sachsen-Anhalt mit einem Anstieg von 51 Prozent den stärksten Zuwachs verzeichnete.
Quellen:
„Deutlich mehr junge Menschen haben Depressionen“, www. spiegel.de, 25. Oktober 2024