Am 6. April 2011 fanden in Berlin die 6. Komplementärmedizinischen Gespräche statt, die traditionell vom Dachverband Anthroposophische Medizin in Deutschland (DAMiD) und der Hufelandgesellschaft (Dachverband der Ärztegesellschaften für Naturheilverfahren und Komplementärmedizin) durchgeführt werden. Dabei wurde von Experten und Politikern über folgendes Dilemma diskutiert: Die komplementärmedizinische Praxis hat die öffentliche Forschung längst überholt. Trotzdem verhallt die Forderung nach öffentlicher Forschungsförderung seit Jahren ungehört.
Ungewohnt konkrete Reaktionen der Politik
In diesem Jahr war besonders auffällig, wie schnell sich die Politik im Austausch mit Experten aus Wissenschaft und Praxis auf die Perspektive der Komplementärmedizin einstellte. Während anfangs noch deutlich wurde, dass die Komplementärmedizin im politischen Bewusstsein zu Forschungsfragen bisher wenig verankert ist, änderte sich diese Haltung noch im Laufe des Abends: Über die Parteigrenzen hinweg wurden verschiedene Lösungswege diskutiert. Von Dr. Peter Röhlinger (FDP) gab es das konkrete Angebot, im Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) sowie im Forschungsausschuss des Bundestages Gespräche über Forschungsförderungen zu führen. Ein Angebot, das die Komplementärmedizin gerne annimmt.
Perspektive der Komplementärmedizin verankert
Ein weiterer Erfolg für die komplementärmedizinische Interessensvertretung zeigte sich direkt am Tag nach der Veranstaltung: René Röspel (SPD), Dr. Peter Röhlinger (FDP), Biggi Bender (Bündnis 90/Die Grünen) und auch Die Linke haben ihre Ankündigung wahrgemacht und die Perspektive der Komplementärmedizin erstmalig in die Beratung zum "Rahmenprogramm Gesundheitsforschung der Bundesregierung" eingebracht.
So kritisierte René Röspel, dass die 2007 herausgegebene Roadmap vom Gesundheitsforschungsrat des BMBF für das Gesundheitsforschungsprogramm der Bundesregierung erstellt wurde ohne Patientenvertreter oder Vertreter der Komplementärmedizin in den Beratungsprozess einzubeziehen. Röspel erklärte, dass 90 Prozent der Menschen, die sich komplementärmedizinisch behandeln lassen, mit diesen Verfahren sehr zufrieden seien, aber diese Verfahren im Gesundheitsforschungsprogramm keine Rolle spielten. Er bezeichnete das Programm insgesamt als eine "inhaltliche Enttäuschung". Peter Röhlinger stimmte seinem Vorredner zu und betonte, dass "wir überfraktionell, gerade was die Komplementärmedizin angeht, durchaus übereinstimmende Ansichten haben". Mit Dr. Martina Bunge (DIE LINKE) trat eine weitere Sprecherin auf, die für ein Umdenken in der wissenschaftlichen Forschung plädierte. Es werde erforderlich sein, in der Komplementärmedizin Studien in Auftrag zu geben, um die hier vorhandenen Potentiale gut zu nutzen. Auch Biggi Bender machte deutlich, dass der Komplementärmedizin weit mehr Beachtung geschenkt werden muss: "Was ich in diesem Rahmenplan auch vermisse, ist die Komplementärmedizin, also die alternativen Heilverfahren, die die klassischen Verfahren ergänzen können. Dazu braucht es mehr Forschung." Sie sprach sich dafür aus, die USA als Beispiel zu nehmen, da hier "die komplementärmedizinische Forschung jährlich mit mindestens 120 Millionen Dollar" gefördert würde - in Deutschland wären es im Vergleich dazu 1,2 Millionen in den letzten fünf Jahren gewesen. "Ich finde, daran sollten wir uns ein Beispiel nehmen und Geld zur Erforschung der Komplementärmedizin in die Hand nehmen." Dabei ginge es nicht nur um Traditionelle Chinesische Medizin, sondern auch um die Homöopathie und die Anthroposophische Medizin, die beide "hier einen ganz hohen Stellenwert" haben.
Das Aufgreifen der bei der Veranstaltung diskutierten Inhalte zeigt, dass die Komplementärmedizin bzw. deren Erforschung nun endlich stärker im politischen Bewusstsein angekommen ist. Es bleibt zu hoffen, dass der Berücksichtigung in der Beratung nun auch Taten und vor allem finanzielle Unterstützung für Forschungsprogramme folgen werden.
» Neue Impulse für die Forschungsförderung in der Komplementärmedizin
Pressekontakt:
Dachverband Anthroposophische Medizin in Deutschland (DAMiD)
Natascha Hövener, Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
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Hufelandgesellschaft
Christina Lobenberg, Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Telefon 030-28 09 93 20, E-Mail:
Der DAMiD repräsentiert die Anthroposophische Medizin in allen gesellschaftlichen Bereichen des deutschen Gesundheitswesens. Als Dachorganisation vertritt der Verband die übergeordneten Belange und Interessen seiner 17 Mitglieder. Mitgliedsorganisationen sind Berufs- und Patientenverbände, Klinikverband, gemeinnützige Altenhilfe, Behindertenhilfe sowie Hersteller Anthroposophischer Arzneimittel.