Welche Hausmittel sich bewährt haben und wann ein Arztbesuch nötig ist

Hat ein Kind Husten, dann bedeutet das meist unruhige Nächte für die ganze Familie. Ursache für den Husten sind häufig Infekte der oberen Atemwege. Davon haben kleinere Kinder sechs bis zehn pro Jahr. Was Eltern tun können und wann ein Arzt konsultiert werden soll, schreibt hier Dr. med. Karin Michael.

Husten ist unangenehm - keine Frage. In den meisten Fällen handelt es sich aber "nur" um ein Symptom eines Infektes der oberen Atemwege, wie auch Schnupfen oder Halsschmerzen. Der Hustenreiz wird ausgelöst durch die Schleimhäute im Rachen, die austrocknen oder vermehrt Schleim bilden und gereizt sind. Husten ist meistens also nicht „gefährlich“, sondern eine sinnvolle Abwehrreaktion des Körpers, der sich gegen Schleim oder einen Entzündungsreiz wehrt. Es gibt aber auch Situationen in denen der Husten auf eine schwerwiegendere Ursache verweist.

Ein Besuch bei der Kinderärzt:in ist ratsam, wenn zu dem Husten hohes Fieber kommt und über mehrere Tage lang anhält oder wenn es zu einem erneuten „Auffiebern“ und verstärktem Husten kommt, nachdem das Kind zuvor nur einen kurzen oberen Atemwegsinfekt hatte. Hier besteht die Möglichkeit, dass der Infekt auf die Bronchien oder gar auf die Lunge übergegangen ist.

 Stellen Sie ihr Kind unbedingt einer Kinderärzt:in vor, wenn

  • die Atmung des Kindes erschwert oder im Ruhezustand beschleunigt ist
  • es unklare Atemnebengeräusche gibt
  • sich die Lippen des Kindes blau färben oder es zu Atemnot kommt.

Erste Hilfe bei Husten

Was nun aber tun, wenn das Kind einen „normalen“ Husten hat? Wärme ist ein guter Heilungsbegleiter. Vor allem warme Füße und warme Getränke sind eine Wohltat. Überhaupt ist es wichtig, dass das Kind ausreichend trinkt, um die Lösung des Schleims zu unterstützen. Achtung: Milch ist keine gute Getränkewahl, da sie die Schleimbildung verstärkt.
Grundsätzlich sollte auf ein gutes Raumklima geachtet werden. Ist die Luft im Raum sehr trocken, zum Beispiel auf Grund von zu hoher Heizungsluft, hilft es, feuchte Tücher mit Lavendel-Badezusatz aufzuhängen. Spaziergänge mit erkälteten Kindern sind nur zu empfehlen, wenn das Kind nicht fiebernd oder zu geschwächt und der Wind nicht zu kalt ist.

Wickel & Auflagen bei Husten

Bei Husten bewährt haben sich Behandlungen mit Wickeln und Auflagen. Diese äußeren Anwendungen arbeiten mit Wärme und der Wirkung der angewendeten Substanzen, zum Beispiel von Heilpflanzen wie Ingwer, Senf oder Lavendel. Um dem hustenden Kind die Schleimlösung zu erleichtern, ist es ratsam einen Ingwerbrustwickel anzulegen. Zur Beruhigung ist ein Lavendelbrustwickel sinnvoll.
Der Ingwerbrustwickel wirkt schleimlösend und sollte am Tag angewendet werden. Benötigt werden zwei Teelöffel frisch geriebener Ingwer, etwas heißes Wasser sowie ein Tuch und ein (Woll-)Schal. Zunächst wird der Ingwer mit etwas heißem Wasser angerührt und sollte dann gut zehn Minuten ziehen. Anschließend wird die Masse mit mehr Wasser aufgegossen, das Tuch eingetaucht, ausgewrungen und um die Brust des Kindes gewickelt. Damit das Tuch nicht verrutscht, kann es mit einem Wollschal fixiet werden. Nach einer Wirkzeit von etwa 20 Minuten sollte das Tuch entfernt und die Brust mit Olivenöl eingerieben werden. Im warmen Bett ist eine Nachruhezeit von mindestens einer halben Stunde empfehlenswert.

Lavendelbrustwickel

Der Wickel kann gut abends zur Beruhigung angelegt werden.

Was wird benötigt?

  • Lavendelöl
  • Wärmflaschen
  • Tuch und (Woll-)Schal

Anwendung

  • Das Tuch mit dem Öl tropfenweise tränken und zwischen zwei Wärmflaschen erwärmen.
  • Das erwärmte Tuch als Wickel um den Brustkorb des Kindes schlingen und mit dem (Woll-)Tuch fixieren.
  • Der Wickel kann über Nacht einwirken.

Mehr Informationen gibt es im » Vademecum - Äußere Anwendungen in der Anthroposophischen Pflege.

Inhalationen und Hustensäfte

Bekannt und beliebt sind Hustensäfte, die rezeptfrei in der Apotheke erworben werden können. Ihre Wirkung im Rachen können die Säfte meist kaum entfalten, da Kinder sie zu schnell schlucken. Ein guter Hustentee aus Salbei, Lindenblüte und Thymian mit etwas Honig, vermindern den Hustenreiz meist deutlich besser. Da Kinder unter einem Jahr keinen Honig zu sich nehmen sollten, kann hier etwas Hustensaft statt Honig in den Tee getan werden.

Kinder zum Inhalieren zu überzeugen ist meist nicht leicht. Ziele des Inhalierens sind unter anderem trockene Schleimhäute wieder zu befeuchten, Hustenreiz zu lindern, Schleim zu lösen oder mit Heilmitteln verengte Atemwege zu weiten. Ohne Verordnung kann problemlos 3-4 mal am Tag mit 0,9%-iger Kochsalzlösung inhaliert werden. Achten Sie bei der Anwendung auf Inhalationsgeräte, die für Kinder geeignet sind. Achtung bei weiteren Zusätzen, denn beispielsweise können ätherische Öle zusätzlichen Reizung der Atemwege hervorrufen. Fragen Sie im Zweifel ihre Kinderärzt:in.

Wie eingangs schon beschrieben: Der Husten ist ein Symptom einer zugrundeliegenden Erkrankung und eine sinnvolle Reaktion des Körpers. Eine Unterdrückung mit allen Mitteln ist nicht immer sinnvoll. Begleiten Sie Ihr Kind mit Geduld und Zuwendung.

DrMed Karin Michael WennKinderHustenüber Dr. med. Karin Michael

Dr. med. Karin Michael
, Fachärztin für Kinder- und Jugendmedizin, Kinderonkologin, Anthroposophische Ärztin, ist am » Tessin-Zentrum für Gesundheit und Pädagogik an der Freien Hochschule Stuttgart tätig. Sie leitete lange Jahre die Kinderambulanz am Gemeinschaftskrankenhaus Herdecke und wird mit Marion Debus (CH) und Adam Blanning (USA) ab September 2023 die Leitung der Medizinischen Sektion in Dornach übernehmen.