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Selbst so gesellschaftlich relevante Themen wie die Suizidbeihilfe oder die gesundheitlichen Folgen des Klimawandels haben es in diesen Tagen schwer, in der Gesundheitspolitik durchzudringen – zu dominant ist nach wie vor die Debatte darum, wie es mit der Pandemie weitergeht. Inzwischen liegen immerhin abgestufte Pläne zur Lockerung des Lockdowns vor. Kurz vorher hatten vor allem die KinderärztInnen nochmal wegen der sich abzeichnenden Spätfolgen bei Kindern und Jugendlichen Alarm geschlagen. Nun zu den anderen Themen: Die Debatte zur Sterbehilfe geht weiter. Nach dem Urteil des Bundesverfassungsgerichtes im letzten Jahr liegen nun neue Vorschläge vor. Außerdem wollen wir kurz über eine neue Studie zum Klimawandel berichten, die deutlich auf die gesundheitspolitische Dimension des Themas verweist. Es ist höchste Zeit, dass diese Problematik endlich stärker in Bezug auf Medizin und Gesundheit diskutiert wird.

Auch in der Politik werden Forderungen nach einer Ausstiegsstrategie aus dem Lockdown lauter. Die Bundesärztekammer warnte ebenfalls erneut vor handfesten psychosozialen Stress in der Bevölkerung. Trotzdem sprechen sich auch viele für eine Verlängerung des Lockdowns aus. Die Debatte geht also weiter. Das gilt auch für die Frage, in welchem Umfang Kinder tatsächlich von der Pandemie betroffen sind. Hierzu haben Prof. Dr. David Martin und Dr. Silke Schwarz von der Universität Witten/Herdecke eine interessante Arbeit zur Versorgungsrealität in den Kinderarztpraxen vorgelegt. Interessante Entwicklungen gibt es auch beim Klimaschutz: Das Bündnis Junge Ärzte hat in einem neuen Positionspapier mehr aktiven Klimaschutz im Gesundheitswesen gefordert. Zum Schluss berichten wir über die neuen Pläne von Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU), mehr Menschen für Pflegeberufe zu begeistern. Kleiner Tipp am Rande: mehr Respekt und auch Geld, vor allem aber bessere Arbeitsbedingungen und mehr Verantwortung wären ein Anfang.

Auch wenn ab diesem Jahr manches neu im Gesundheitswesen ist, so beherrscht Corona nicht nur weiterhin die Schlagzeilen, sondern bestimmt mit dem erneuten Lockdown auch das alltägliche Leben. Große Hoffnungen werden in die Impfung gesetzt – ob sie sich erfüllen werden, ist momentan noch völlig offen. Bis auf weiteres heißt es also, die Belastungen vor allem für Kinder (und andere vulnerable Gruppen) möglichst geringzuhalten. Denn neue Studie zeigen, wie viel ein Lockdown vor allem den Kindern (und ihren Eltern!) abverlangt. Für mehr Rücksichtnahme und mehr Umsicht in der Kommunikation setzen sich auch zahlreiche medizinische und wissenschaftliche Fachgesellschaften ein. Gute Nachrichten gibt es aus zwei anderen Bereichen: In Bayern ist Klaus Holetschek (CSU), der sich immer wieder für die Integrative Medizin stark gemacht hat, zum neuen Gesundheitsminister ernannt worden. Und das Thema Klimawandel wird endlich stärker auch als Gesundheitsrisiko diskutiert – es wurde höchste Zeit.

Auch zum Jahresende beherrscht Corona die Schlagzeilen. Die Fallzahlen sind hoch, die Intensivstationen füllen sich, die Politik reagiert erneut mit harten Beschränkungen. Obwohl der Großteil der Deutschen hinter den Maßnahmen steht, regt sich doch auch Kritik. Auch daran, dass einige Politiker geradezu genüsslich Angst und Schrecken verbreiten. Vielen, die durchaus keine Corona-Leugner sind, geht das zu weit. Es wird also inzwischen endlich wieder breiter debattiert. Das ist eine gute Entwicklung. Und auch, dass sich viele ExpertInnen für einen differenzierten Umgang mit der Pandemie stark machen, stimmt zuversichtlich. Zuversichtlich stimmen auch zwei weitere Meldungen: In Süddeutschland wurde eine Forschungsinitiative für Integrative Medizin gebildet, die vom Land Baden-Württemberg gefördert wird. Und das anthroposophische Krankenhaus Havelhöhe schickt sich an, bis 2030 das erste „Zero Emission Hospital“ in Deutschland zu werden. Das ist gelebte ökologische Medizin, oder?

Abstand halten war wohl das Gebot dieses Jahres. Trotzdem sind Begegnung und Nähe wichtige Voraussetzungen für Gesundheit. Wie wir mit diesen (und weiteren) aktuellen Grenzziehungen in der Medizin umgehen können, stand im Zentrum der Herbsttagung der anthroposophischen ÄrztInnen, zu der sich rund 1.000 TeilnehmerInnen zugeschaltet hatten.

Corona und kein Ende… Auch in diesem Monat steht die Pandemie im Zentrum der Gesundheitspolitik – und reicht wieder weit darüber hinaus. Durch die neuen Einschränkungen sind erneut fast alle gesellschaftlichen Bereiche betroffen. Da passt es gut, dass die Debatte endlich breiter geführt wird. Auch die Sozial- und Gesellschaftswissenschaften kommen stärker zu Wort. Die JuristInnen beteiligen sich ebenfalls – unter anderem mit der Forderung nach mehr demokratischem Diskurs. Dem haben sich diverse PolitikerInnen angeschlossen, die mehr Debatte im Parlament einfordern. Themenwechsel: Aus der Pflege gibt es, wenn auch etwas untergegangen, neue Vorschläge zur Finanzierung. Und die KunsttherapeutInnen fordern sehr selbstbewusst eine gesetzliche Regelung ihres Berufsstandes.